Typ-2-Diabetiker Doppelwumms für Herz und Nieren
Dapagliflozin verstärkt die Ausscheidung von Glukose über den Urin und reduziert dadurch das Risiko kardiovaskulärer und renaler Folgeschäden bei Menschen mit Typ-2-Diabetes. Bislang lagen jedoch nur wenige Daten darüber vor, ob es negative Wechselwirkungen zwischen dem SGLT2-Hemmer und Wirkstoffen gibt, die häufig zur kardiovaskulären Prävention eingesetzt werden. Eine Analyse der Daten von mehr als 17.000 Patienten gibt in dieser Sache nun Entwarnung.
Ein Team um Prof. Dr. Kazuma Oyama vom Brigham and Women’s Hospital in Boston wertete dafür die Daten einer großen, multinationalen Studie mit Typ-2-Diabetikern (DECLARE-TIMI 58) ein weiteres Mal aus. Die Patienten waren entweder älter als 40 Jahre und litten bereits an einer atherosklerotischen, kardiovaskulären Erkrankung wie KHK, peripherer arterieller Verschlusskrankheit oder einer zerebrovaskulären Erkrankung. Oder sie waren älter als 55 Jahre (Männer) bzw. 60 Jahre (Frauen) und wiesen mindestens einen der folgenden Risikofaktoren auf: Dyslipidämie, Bluthochdruck oder Rauchen.
Die ursprüngliche Datenanalyse hatte ergeben, dass Dapagliflozin den systolischen Blutdruck senkte und kardiovaskuläre Todesfälle sowie Behandlungen wegen Herzinsuffizienz signifkant reduzierte. Prof. Oyama und Kollegen legten nun besonderes Augenmerk auf jene Patienten, die zu Beginn der Studie bereits Herz-Kreislauf-Medikamente einnahmen: ACE-Hemmer, Angiotensin-Rezeptorblocker, Betablocker, Diuretika oder Aldosteron-Rezeptorantagonisten.
Bei diesen Personen reduzierte Dapagliflozin das Risiko für kardiovaskulär bedingte Todesfälle und Herzinsuffizienz ebenso gut wie bei den übrigen Teilnehmern, auch wenn sie bereits Substanzen aus drei oder mehr der genannten Wirkstoffklassen einnahmen. Einen Schutz vor verschiedenen Nierenerkrankungen bot Dapagliflozin ebenfalls – außer für Patienten, die von Anfang an Diuretika nahmen. Diese profitierten nicht mehr zusätzlich vom SGLT2-Hemmer.
Schwere unerwünschte Ereignisse traten unter Dapagliflozin ebenso häufig auf wie in der Kontrollgruppe, und zwar unabhängig von der Begleitmedikation. Die Autoren empfehlen daher, SGLT2-Hemmer bei Behandlungsstrategien für Menschen mit Typ-2-Diabetes auch dann in Erwägung zu ziehen, wenn bereits eine kardiovaskuläre Pharmakotherapie erfolgt.
Quelle: Oyama K et al. JAMA Cardiol 2022; 7: 914-923; DOI: 10.1001/jamacardio.2022.2006