Distale Radiusfraktur Drahtseilakt am Unterarm
Unverschobene distale Radiusfrakturen werden primär konservativ behandelt, darüber herrscht weitgehend Einigkeit. Wie mit dislozierten Brüchen zu verfahren ist, wird aber diskutiert. Nur reponieren und einen gut anmodellierten Gips anlegen oder doch besser mit K-Drähten fixieren? Mit einem Gips spart man Kosten und vermeidet OP-Komplikationen. Ob sich damit aber eine genauso gutes funktionelles Outcome wie nach einer Operation erreichen lässt, untersuchten Prof. Dr. Matthew Costa von der Trauma Unit am John Radcliffe Hospital in Oxford und Kollegen.
In ihre Studie nahmen sie 500 Patienten im mittleren Alter von 60 Jahren mit einer nach dorsal dislozierten distalen Radiusfraktur auf. Nach der Reposition bekamen randomisiert 255 Teilnehmer einen angepassten Gips, 245 eine operative Fixierung. Primärer Endpunkt war die Handgelenksfunktion nach zwölf Monaten, gemessen mit dem Patient Rated Wrist Evaluation (PRWE) Score. Er enthält fünf Fragen zu Schmerzen sowie zehn zu Funktion und Einschränkungen. Je niedriger der Wert, umso besser.
395 Patienten komplettierten das Follow-up. Zwar erreichte keiner das vor dem Trauma bestehende Funktionslevel. Aber zu keinem Untersuchungszeitpunkt fanden sich signifikante Unterschiede im PRWE-Score oder in der Lebensqualität zwischen den beiden Gruppen. Allerdings machte eine erneute Dislokation der Fraktur in den ersten sechs Wochen bei 33 (13 %) der konservativ Behandelten dann doch eine chirurgische Fixierung erforderlich. Im K-Draht-Kollektiv brauchte ein Patient (0,4 %) eine operative Reintervention.
Die Autoren folgern aus den Ergebnissen, dass der Gips eine akzeptable Erstlinienbehandlung nach Reposition dislozierter distaler Radiusfakturen darstellt. Das Ergebnis muss jedoch wegen der Gefahr der Redislokation engmaschig nachkontrolliert werden.
Quelle: Costa ML et al. BMJ 2022; 376: e068041; DOI: 10.1136/bmj-2021-068041