Unklare Raumforderungen Echinokokkosen werden häufiger
Echinokokkosen werden hierzulande vor allem vom Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) und vom Hundebandwurm (E. granulosus) verursacht. Zwar sind diese Parasitosen mit bislang ca. 40 bis 60 bzw. 90 bis 100 Fällen pro Jahr selten. Angesichts der erwarteten Zunahme sollten Ärzte sie aber eher auf dem Schirm haben, schreiben Dr. Sabine Jordan vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Dr. Benno Kreuels vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin.
Alveoläre Echinokokkose
Bei der vom Fuchsbandwurm ausgelösten alveolären Echinokokkose kommt es nach oraler Aufnahme der Eier und deren Transport über die Pfortader zu einem infiltrativ-tumorartigen Wachstum in der Leber. Auch Fernmetastasen z.B. in Lunge oder Gehirn sind möglich. Die Inkubationszeit kann Jahre betragen. In frühen Krankheitsstadien fällt die Infektion meist nur zufällig bei einer Bildgebung aus anderen Gründen auf. In späteren Stadien können Schmerzen im Abdomen, Ikterus oder Zeichen eines Pfortaderhochdrucks auftreten. Neben der Bildgebung erfordert die Diagnose serologische Untersuchungen.
Bei etwa einem Drittel der Patienten wird die Infektion so früh entdeckt, dass eine kurative Resektion möglich ist. Ist dies nicht der Fall, kann eine langfristige Behandlung mit Albendazol die Prognose verbessern.
Zystische Echinokokkose
Infektionen mit dem Hundebandwurm werden fast immer im Ausland erworben. Betroffen sind vor allem Personen mit Migrationshintergrund aus Süd- und Osteuropa und vom Balkan. Es besteht eine Assoziation mit einem niedrigen Hygienestatus und unregulierter Nutztierhaltung (insbesondere Schafe).
Charakteristisch ist ein zystisches Wachstum: zu 70 % in der Leber und zu 20 % in der Lunge, als einzelne Zysten oder Gruppen. Mit der Zeit können diese teilweise oder vollständig degenerieren und verkalken. Komplikationen entstehen oft erst nach Jahren – wenn überhaupt. Bei Ruptur einer Zyste droht die Aussaat ins Peritoneum oder eine anaphylaktische Reaktion. Werden Gallenwege komprimiert oder bilden sich zystobiliäre Fisteln, können eine Cholestase bzw. Cholangitiden die Folge sein. Zysten in der Lunge führen zu blutigem Husten oder Abszessen.
Die Diagnose erfolgt sonografisch und durch serologische Tests. Je nach Manifestation und Stadium der Zysten kommen Zuwarten, die Behandlung mit Albendazol, eine Resektion oder eine Punktion-Aspiration-Injektion-Reaspiration (PAIR) infrage. Bei beiden genannten Echinokokkosen empfiehlt sich die Behandlung in einem erfahrenen Zentrum.
Quelle: Jordan S, Kreuels B. „Parasiten – wichtige endemische und importierte Erreger“. Dtsch Med Wochenschr 2022; 147: 687-695; DOI: 10.1055/a-1664-7518