Respiratorischen Synzytial-Virus Ein Viertel der Betroffenen über 60 Jahre entwickelt eine Pneumonie
Daten stammen aus der Zeit vor der Pandemie
Forscher um Prof. Dr. Jonathan Nguyen-Van-Tam von der Universität Nottingham wollten genauer wissen, wie die Situation bei den Erwachsenen ist. Sie analysierten 103 europäische, US-amerikanische, australische und japanische Studien der Jahre 2000 bis 2019, also aus der Zeit vor COVID-19. Eingeschlossen waren Personen ≥ 60 Jahre und komorbide Patienten ab 18 Jahren.
Wie die Auswertung der ganzjährig laufenden Studien zeigte, wurden 4,66 % der symptomatischen Atemwegsinfektionen bei älteren Menschen durch RSV hervorgerufen. Betrachteten die Forscher hingegen die saisonalen Studien, so stieg dieser Prozentsatz auf 7,80 %. Die Patienten berichteten am häufigsten über Husten (86,0 %), Schwäche/Unwohlsein (86,7 %), Kurzatmigkeit (72,3 %), Auswurf (56,1 %) und Fieber (53,3 %). Im Rahmen der ärztlichen Konsultation wurden meist Atemnebengeräusche (20,2 %) dokumentiert.
Ein gutes Viertel (27,44 %) der älteren RSV-Patienten entwickelte eine Lungenentzündung, fast alle von ihnen kamen ins Krankenhaus. 5,01 % der Hospitalisierten mussten intensivmedizinisch betreut werden. Die Auswertung von fünf Studien lässt bei älteren Patienten auf eine RSV-bedingte Mortalität von 8,18 % schließen. Aufgrund der dünnen Datenlage halten die Autoren die Aussagekraft dieser Ergebnisse jedoch für begrenzt.
Die Hochrisikogruppe umfasste Erwachsene mit Herz-Lungen-Erkrankung, Diabetes, chronischer Nierenerkrankung, Immunschwäche, Demenz oder funktionellen Beeinträchtigungen. Hinzugenommen wurden institutionalisierte ältere Personen und Asthmapatienten.
Der RSV-Anteil lag in dieser Population übers Jahr bei 7,03 %, bei den kardio-pulmonal Erkrankten höher als bei den Immundefizienten (9,68 % vs. 6,33 %). Während der Saison im Winter war es genau anders herum (11,28 % vs. 7,22 %). Etwa jeder zweite immundefiziente Patient entwickelte Symptome an den oberen bzw. unteren Atemwegen (56,8 % bzw. 44,53 %). Ein Drittel der Hochrisikopatienten kam in die Klinik, ein gutes Viertel auf die Intensivstation – insbesondere solche mit Immunschwäche.
Die Autoren fordern eine verstärkte Überwachung der RSV-Infektionen. Zudem sprechen sie sich für intensive Forschung zu Impfstoffen und Therapiemöglichkeiten aus.
Quelle: Nguyen-Van-Tam JS et al. Eur Respir Rev 2022; 31: 220105; DOI: 10.1183/16000617.0105-2022