Kritische Extremitätenischämie Entscheidung bei PAVK individuell treffen

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Aus ökonomischer Sicht schnitt die endovaskuläre Therapie günstiger ab. Aus ökonomischer Sicht schnitt die endovaskuläre Therapie günstiger ab. © Bergringfoto- stock.adobe.com

Zwar gibt es innovative Techniken zur Revaskularisation bei kritischer Beinischämie, besser als ein traditioneller chirurgischer Eingriff ist das endovaskuläre Vorgehen deshalb aber offenbar noch immer nicht.

Bei Patienten mit kritischer Extremitäten­ischämie (CLI) konnten im Rahmen der BASIL-Studie* hinsichtlich amputationsfreien Überlebens und Mortalität keine Unterschiede zwischen endovaskulärem und chirurgischem Vorgehen zur Revaskularisation gefunden werden. Doch seit Publikation dieser Studie im Jahr 2006 hat es Neuerungen bei den endovaskulären Techniken gegeben, z.B. medikamentenbeschichtete Ballons und Stents. Für diese gibt es jedoch kaum Vergleiche mit dem traditionellen chirurgischen Eingriff.

Monil Majmundar von der Abteilung für kardiovaskuläre Medizin der University of Kansas und Koautoren griffen das Thema auf und starteten eine retrospektive Kohortenstudie. In der landesweiten Re­admissions-Datenbank identifizierten sie CLI-Patienten, die zwischen 2016 und 2018 entweder eine endovaskuläre oder eine chirurgische Revaskularisation durchlaufen hatten. Daraus bildeten sie mehr als 11.000 Patientenpaare. Anhand der hinterlegten Informationen zogen die Forscher einen Vergleich zwischen den beiden Verfahren.

Als primärer Endpunkt wurde die Amputationsrate nach sechs Monaten analysiert. Diese lag bei den endovaskulär versorgten Patienten um 18 % höher als bei den chir­urgisch behandelten. Dieser Unterschied trat jedoch nicht zutage, wenn nur die in großen Zentren durchgeführten Prozeduren verglichen wurden. Bei der Mortalitätsrate lagen beide Therapieformen in etwa gleichauf mit 4,7 % (endovaskulär) bzw. 4,4 % (chir­urgisch). Auch größere kardiovaskuläre Ereignisse nach Entlassung oder ungeplante erneute Einweisungen traten ähnlich häufig auf. Allerdings lag die Komplikationsrate im Krankenhaus – Nierenversagen, schwere Blutungen oder vaskuläre Komplikationen – bei den endovaskulär behandelten Patienten um 17 % niedriger. Aus ökonomischer Sicht schnitt die endovaskuläre Therapie günstiger ab: Die Dauer des Krankenhausaufenthalts war um 25 % kürzer, die Kos­ten lagen um 10 % niedriger.

Auch diese Studie konnte keinen klaren Favoriten definieren. Die Wahl des Verfahrens bleibt eine Einzelfallentscheidung, die zusammen mit dem Patienten unter Berücksichtigung der Vor- und Nachteile getroffen werden muss.

*    Bypass versus Angioplasty for Severe Ischemia of the Leg

Quelle: Majmundar M et al. JAMA Network Open 2022; 5: e2227746; DOI: 10.1001/ jamanetworkopen.2022.27746