Erhöhte Creatinkinase: Von Sport über Muskelerkrankungen bis Rhabdomyolyse ist alles drin
Eine erhöhte Creatinkinase (CK) im Blut ist nicht selten ein Zufallsbefund z.B. beim präoperativen Routinelabor. Ignorieren sollte man solch einen Wert nicht. Bei der Abklärung müssen zahlreiche verschiedene Ursachen einschließlich neuromuskulärer Erkrankungen ins Kalkül gezogen werden.
Das weitere diagnostische Vorgehen hängt dabei von der klinischen Symptomatik, der Höhe der CK-Spiegel und auch des Lebensalters ab, sagte Professor Dr. Benedikt Schoser von der Neurologischen Klinik der LMU München. Bei CK-Erhöhungen im Kindesalter sind neuromuskuläre Erkrankungen viel wahrscheinlicher als bei Erwachsenen. Grundsätzlich sollte der Wert noch einmal kontrolliert werden – möglichst nach 36 Stunden ohne wesentliche körperliche Anstrengung. Die Isoenzyme CK-MB, CK-BB und Makro-CK werden dann möglichst gleich mitbestimmt, um kardiale und nicht-skelettmuskuläre Ursachen auszuschließen. Liegt der CK-MB-Anteil über 6 %, ist eine kardiale Abklärung erforderlich.
Ab > 180 IU/L muss nachgeforscht werden
Bei persistierenden Werten > 180 IU/L und einer CK-MB < 6 % sollte eine gezielte neuromuskuläre Anamnese erfolgen. Dazu gehören Fragen nach Symptomen wie Muskelschwäche, Belastungsintoleranz, dunklem Urin, Myalgien und Muskelkrämpfen. Auch nach grobmotorischen Entwicklungsverzögerungen, Medikamenten wie Lipidsenkern, Muskelerkrankungen oder Narkosezwischenfällen in der Familie und internistischen Erkrankungen muss gefragt werden.
Ebenfalls immer erforderlich ist die körperliche Untersuchung mit neuromuskulärem Status. Hierbei sollte auf Paresen, umschriebene Muskelhypertrophien oder Atrophie, spontane Muskelkontraktionen (Myotonie, Faszikulationen, Rippling Phänomen), Druckdolenz der Muskulatur, Hauterscheinungen (z.B. bei Dermatomyositis) und Veränderungen wie Trichterbrust, Skoliose und Kontrakturen geachtet werden.
Auch spezielle Labortests gehören zum Untersuchungsgang (siehe Kasten). Die Elektromyographie gibt Aufschluss über myotone, myopathische sowie neurogene Veränderungen. Letztere können eine CK-Erhöhung bis 1000 IU/L erklären. Bildgebende Verfahren wie Myosonographie und Muskel-MRT dienen vor allem dem Nachweis betroffener Muskulatur, was vor allem für die Lokalisation einer eventuell notwendigen Biopsie wichtig ist. Sie kann indiziert sein, wenn die neurophysiologischen Untersuchungen auf myopathische Veränderungen hinweisen. Enzymhistochemische und immunhistologische Färbungen helfen dann diagnostisch weiter.
Spezielle Laboruntersuchungen bei persistierender CK-Erhöhung:
- Myoglobin
- CRP
- Calcium
- Phosphat
- Laktat
- Alkohol
- endokrine Diagnostik (Schilddrüsenhormone, Parathormon, Diabetes)
- bei entsprechendem klinischem Verdacht ANA-Screening und myositisspezifische Antikörper
- ggf. GAA-Trockenbluttest zum Ausschluss eines M. Pompe
- Blutbild mit Untersuchung auf Akanthozytose zum Ausschluss eines McLeod-Syndroms