Allergieprävention Erhöhtes Heuschnupfenrisiko durch Tonsillektomie
Dafür spricht auch eine retrospektive Kohortenstudie aus Taiwan, die Prof. Dr. Martin Wagenmann vom Universitäts-Allergiezentrum am Universitätsklinikum Düsseldorf vorstellte. Darin eingeschlossen wurden Menschen ohne allergische Erkrankung, bei denen eine Tonsillektomie (n =20.624), eine Appendektomie (n = 175.353), beide Eingriffe (n = 276) oder keine der Operationen (n = 20.939.884) durchgeführt worden war. Im Verlauf hatte man dann das Auftreten von allergischen Erkrankungen beobachtet.
Nach einer Tonsillektomie war das Risiko für eine allergische Rhinitis signifikant erhöht. Eine Appendektomie hatte dagegen keinen wesentlichen Einfluss.
Atopische Dermatitis bleibt von OP unbeeinflusst
Für Asthma zeigt sich ein geringfügig erhöhtes Risiko nach Tonsillektomie plus Appendektomie. Das Risiko für eine atopische Dermatitis wurde durch die beiden Eingriffe nicht beeinflusst.
Ein weiterer wichtiger Risikofaktor für allergische Rhinitis und Asthma ist die frühe Sensibilisierung. Dies bestätigt eine schwedische Kohortenstudie, die alle Schulkinder der 1. und 2. Klasse in drei Gemeinden einschloss. Waren die Kinder schon zu diesem Zeitpunkt sensibilisiert, lag die Rhinitis- und Asthmainzidenz im Alter von 12 und 19 Jahren wesentlich höher als bei späterer Sensibilisierung. Man sollte Kinder also möglichst früh auf Sensibilisierungen untersuchen, um evtl. noch präventiv handeln zu können, sagte der Allergologe.
An der medikamentösen Therapie der allergischen Rhinitis hat sich nichts geändert. Eine Immuntherapie sollte bei entsprechenden Auslösern diskutiert werden. Kürzlich kamen die Autoren einer Metaanalyse zu dem Schluss, dass sich bei nasaler Obstruktion auch die Nasenmuschelchirurgie positiv auf die Symptome der allergischen Rhinitis auswirken kann. Die Qualität der eingeschlossenen Studien war aber relativ schlecht.
Gute Aussicht auf Linderung der Symptome haben Patienten mit allergischer Rhinitis, die aufgrund einer anderen Indikation (z.B. chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen, atopische Dermatitis oder schweres Asthma) ein Biologikum erhalten. In einer retrospektiven Studie mit 16 Patienten gingen unter der Therapie nicht nur Gesamt-IgE und IgE in der Nasenschleimhaut zurück, auch die Rhinitissymptome besserten sich bei den Birken- und Gräserpollenallergikern deutlich.
Seminarbericht: 13. Allergologie-Update-Seminar