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Muskelfett macht resistent Forschung zeigt große geschlechtsspezifische Unterschiede im Stoffwechsel
![Forschung zeigt große geschlechtsspezifische Unterschiede im Stoffwechsel Frauen haben im Vergleich zu Männern relativ wenig viszerale, dafür aber stärker ausgeprägte subkutane Fettdepots.](/fileadmin/Bilder/Artikelbilder/2025/02_Februar_2025/20250211_Geschlechter_lunizbln_AdobeStock_39517169_960.png)
Frauen haben im Vergleich zu Männern relativ wenig viszerale, dafür aber stärker ausgeprägte subkutane Fettdepots, berichtete Professor Dr. Susanna Hofmann vom Institut für Diabetes- und Regenerationsforschung am Helmholtz Munich, einem Partner des DZD. Nach der Menopause gleicht sich das Fettverteilungsmuster von Frauen allerdings dem der Männer an. „Das hat mit den fallenden Östrogenspiegeln zu tun“, erklärte Prof. Hofmann.
In ihrer Arbeitsgruppe untersuchte sie, ob sich in vitro Unterschiede im Zellmetabolismus subkutaner Fettzellen nachweisen lassen. Die Wissenschaftler*innen fanden heraus, dass sich reife Adipozyten von Frauen und Männern bezüglich der oxidativen und glykolytischen Aktivität nicht wesentlich unterscheiden. Die Präadipozyten von Frauen weisen allerdings eine höhere und effizientere mitochondriale Aktivität auf, was auf eine höhere metabolische Flexibilität hindeutet. Diese bleibe auch bei Adipositas erhalten.
Frauen haben höhere Adiponektin- und Leptinspiegel, eine geringere Muskelmasse, eine höhere Insulinsensitivität, eine höhere Freisetzungsrate freier Fettsäuren in Relation zum Energiebedarf sowie mehr braunes Fettgewebe als Männer, führte die Expertin aus. Zudem finden sich definierte Regionen mit funktionell aktivem braunem Fettgewebe bei Frauen häufiger; Frauen haben ferner eine höhere Stoffwechselrate pro Kilogramm Fettgewebe. Diese ist unabhängig von Geschlechtssteroiden, der Körperfettverteilung und der Insulinempfindlichkeit. Auch die Genexpressionsprofile des subkutanen Fettgewebes von Frauen und Männern unterscheiden sich stark: Bei Frauen lässt sich eine höhere Expression von Genen nachweisen, die mit der mitochondrialen Funktion in Zusammenhang stehen. Östrogen moduliert dabei nicht nur direkt die Adipozytenfunktion, sondern beeinflusst zudem die Neuronenfunktion, so die Expertin: Der im gesamten Gehirn exprimierte Östrogenrezeptor Alpha reguliert im Mausmodell bei beiden Geschlechtern das Körpergewicht und die Fettverteilung. In Hypothalamuskernen, welche den Energiehaushalt regulieren, vermittelt der Alpha-Rezeptor dagegen geschlechtsspezifische Effekte – z. B. führt die Deletion des Rezeptors im Nucleus arcuatus nur bei weiblichen Mäusen zu einer Hyperphagie und Gewichtszunahme.
Neu im Fokus: intermuskuläres Fett (IMAT)
Ein hochinteressantes Forschungsgebiet ist das intermuskuläre Fett (intermuscular adipose tissue, IMAT), berichtete Prof. Hofmann. Die Fettdepots in der Skelettmuskulatur nehmen bei Adipositas zu und korrelieren mit Sarkopenie, Fragilität und Muskelfunktionseinschränkungen. Körperliche Aktivität verhindert dagegen bei Mäusen die durch fettreiche Diät ausgelöste IMAT-Proliferation – allerdings betrifft dieser Effekt ausschließlich die männlichen Tiere. „Man kann also davon ausgehen, dass das IMAT ein potenzieller Verursacher der Insulinresistenz ist.“ Ihre Arbeitsgruppe fand heraus, dass das IMAT die Insulinempfindlichkeit der Skelettmuskulatur und ihre Kontraktilität beim Menschen signifikant reduziert. Vermutlich geschehe dies mittels parakriner Botenstoffe wie inflammatorischer Zytokine, Signalproteine, freier Fettsäuren und bioaktiver Lipide.
Quelle: Diabetes Kongress 2024