CKD-Patient:innen Frühere Diagnose durch 3D-Scans und OCT

Autor: Nierenarzt/Nierenärztin

Frühe Nierenerkrankungen könnten in Zukunft mithilfe von 3D-Scans der Retina identifiziert werden. Frühe Nierenerkrankungen könnten in Zukunft mithilfe von 3D-Scans der Retina identifiziert werden. © oz – stock.adobe.com

Eine frühere Diagnose von Nierenerkrankungen als mit bisherigen Messverfahren könnte zukünftig mit 3D-Scans der Retina möglich sein. Ebenso könnte sich die optische Kohärenztomographie (OCT) auch zur Abschätzung der Krankheitsprogression eignen. Eine entsprechende Arbeit wurde in Nature Communications veröffentlicht.

Retina bei CKD-Patienten dünner

In der Studie wurden mit per OCT aufgenommenen 3D-Bildern der Netzhaut Querschnittsbilder der Retina erstellt, in denen jede einzelne Schicht sichtbar wurde. Insgesamt wurden OCT-Scans von 204 CKD-Patient:innen verschiedener Stadien inklusive Transplantationskandidaten und von einer Kontrollgruppe mit 86 gesunden Probanden erstellt und ausgewertet. Die Retina war im Vergleich zu gesunden Kontrollen bei Patient:innen mit chronischen Nierenerkrankungen dünner. Mit abnehmender Nierenfunktion schritt die Ausdünnung der Netzhaut voran. Nach einer erfolgreichen Nierentransplantation mit Verbesserung der Nierenfunktion waren auch die Veränderungen wieder rückläufig. Es kam nach der Operation zu einer schnellen Zunahme der Dicke der Netzhaut um bis zu 10%, die über 12 Monate nach dem Eingriff noch feststellbar war. Bei Nierenspendern jedoch wurde ein Jahr post OP eine allmähliche Ausdünnung der Aderhaut beobachtet.

Die Dicke der Netz- und der Aderhaut war bei Patient:innen mit CKD unabhängig voneinander mit einem Rückgang der eGFR (geschätzte glomeruläre Filtrationsrate) über 2 Jahre assoziiert. Somit könnten sich Retina-OCTs als nicht-invasives, schonendes Verfahren zur Überwachung und Prognose von Veränderungen der Nierenfunktion eignen.

Co-Autor Professor Neeraj Dhaun, Nephrologe am Zentrum für Kardiovaskuläre Wissenschaften, Universität Edinburgh sagt: „Das Auge könnte ein nützliches Fenster in die Niere sein und dazu beitragen, mehr Menschen mit einer frühen Nierenerkrankung zu identifizieren, was die Möglichkeit eröffnet, mit Behandlungen zu beginnen, bevor sie fortschreiten“. Hinsichtlich der zukünftigen Möglichkeiten fügt er an: „Es bietet auch Potenzial für neue klinische Studien und die Entwicklung von Medikamenten für eine chronische Krankheit, die sich bisher als äußerst schwierig erwiesen hat“.

Quelle: Nature Communications 2023; DOI: 10.1038/s41467- 023-43125-1

Dieser Beitrag ist ursprünglich erschienen in: Nierenarzt/Nierenärztin 1/2024