FSME-übertragende Zecken spielen bei der WM in Russland mit
Russland ist die Wiege des vor allem durch Zecken übertragenen FSME(Frühsommer-Meningoenzephalitis)-Virus. Etwa zwei Drittel der jährlich weltweit gemeldeten etwa 9000 FSME-Fälle treten auch heute noch in Russland auf, berichtete Professor Dr. Martin Pfeffer vom Institut für Tierhygiene und öffentliches Veterinärwesen der Universität Leipzig.
Man kennt einen europäischen, sibirischen und fernöstlichen FSME-Subtyp – alle drei Typen trifft man in unterschiedlicher Verteilung in Russland an. Die gute Nachricht: Die Subtypen sind genetisch eng verwandt, sodass die Impfung vor allen drei Typen schützt.
Übertragen werden die FSME-Viren wie üblich über Zecken – den gemeinen Holzbock (Ixodes Ricinus) und die ähnlich aussehende Taigazecke (Ixodes persulacatus). Die ebenfalls mögliche alimentäre Übertragung über Rohmilchprodukte spielt in Russland keine Rolle.
Alle zwölf Stadien befinden sich im Verbreitungsgebiet
Infektionen mit dem bei uns verbreiteten europäischen Subtyp verlaufen zu 70–98 % asymptomatisch. Kommt es aber in den übrigen Fällen zu Meningitis (50 %), Meningoenzephalitis (40 %) oder Meningoenzephalo-Myelitis (10 %), muss mit ernsten Folgen gerechnet werden: Nur 19 % der Betroffenen erholen sich vollständig, 51 % tragen dauerhafte Funktionsstörungen davon und 30 % sterben innerhalb von ein bis zehn Jahren an den Folgen der FSME-Infektion. Insgesamt beträgt die Letalität beim europäischen und sibirischen Subtyp nur 2–5 % – beim fernöstlichen Subtyp liegt sie mit 15–20 % deutlich höher.
Die WM in Russland fällt genau in die „Zeckenzeit“ mit erhöhtem Infektionsrisiko und alle zwölf Stadien in den elf austragenden Städten befinden sich im FSME-Verbreitungsgebiet. In den Arenen selbst und den großen Städten ist die Gefahr wahrscheinlich zu vernachlässigen – wenn auch nicht null. Wollen die Fußball-Fans aber die Gelegenheit nutzten, vor oder nach den Spielen das Land zu erkunden, empfiehlt sich dringend eine FSME-Impfung sowie ein Schutz vor Zeckenstichen. Außerdem sollte man bei Reiserückkehrern mit entsprechenden Symptomen FSME in die Differenzialdiagnose einschließen.