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Sarcocystis Gefährliche Einzeller im Fleisch

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Der Rinderzunge sagt man einen milden, unverwechselbaren Geschmack nach. Durchgaren beugt einer Infektion mit Sarcocystis (violette Zysten) vor. Der Rinderzunge sagt man einen milden, unverwechselbaren Geschmack nach. Durchgaren beugt einer Infektion mit Sarcocystis (violette Zysten) vor. © wikimedia/ARS Photo Unit
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Die Sarcocystose gilt als Tropenkrankheit. Doch kann man sich den Erreger mittlerweile auch hierzulande einfangen. Nur in Einzelfällen ist eine Pharmakotherapie nötig. 

Das intrazellulär lebende Protozoon Sarcocystis kommt mit mehr als 200 Arten überall in der Natur vor. Der Parasit befällt bevorzugt Rinder und Schweine. Menschen können sich infizieren, wenn sie nicht durchgegartes Fleisch befallener Tiere essen, ­schreiben Dr. ­Henning ­Trawinski und Kollegen vom Universitätsklinikum Leipzig. So finden Fleischbeschauer in Deutschland bei etwa jedem 20. Schwein einen Sarcocystis-Befall. In Fernost liegen die Zahlen deutlich höher, auch Trinkwasser kann dort kontaminiert sein.

Zwei Formen der Sarkozystose sind für Humanmediziner interessant:

  • Bei einer intestinalen Sarkozystose treten 3–36 Stunden nach Ingestion Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle auf. Die Symptome halten i.d.R. ein bis drei Tage an und bilden sich ohne spezifische Therapie wieder zurück. Viele Fälle verlaufen asymptomatisch.
  • Eine invasive muskuläre Sarkozys­tose führt ebenfalls nicht zwingend zu Symptomen. Treten jedoch welche auf, kommt es meist zu einem biphasischen Verlauf: Nach zweiwöchiger Inkubationszeit setzt ein allgemeines Krankheitsgefühl mit Fieber, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen ein. Nach 14 Tagen Symptomfreiheit be­ginnt die zweite Phase mit Fieber, starken Muskelschmerzen, im Labor erhöhten Muskelenzymen und peripherer Eosinophilie (≥ 500 Zellen/µl). Die Beschwerden halten im Schnitt zwei Monate an, können aber auch über ein halbes Jahr bestehen.

Die Diagnose sichert man bei intestinaler Erkrankung durch den Nachweis der Zysten in Stuhlproben (vorher mit Flotationslösung anreichern). Bei der muskulären Sarkozystose berichten Patienten oft über Fernreisen, im Labor lässt sich die Eosinophilie nachweisen. Der definitive Nachweis gelingt über eine Muskelbiopsie. Sinnvollerweise erfolgt zuvor eine MRT, um die Stellen mit der höchsten Parasitendichte zu identifizieren.

Differenzialdiagnostisch kommen bei intestinaler Erkrankung Infektionen mit verschiedenen Bakterien, Viren und andere Parasiten infrage. Bei der Myositis muss man v.a. an eine Trichinellose denken sowie an eine Toxoplasmose, Infektionen durch Trypanosomen und Würmer.

Therapie der muskulären Sarkozystose

  • Frühphase: Cotrimoxazol oral 2 x 960 mg/d über 10–20 Tage

  • Spätphase: Prednisolon initial 20–100 mg/d, danach ausschleichen über 1–4 Wo.; ergänzend evtl. Abendazol 2 x 400 mg/d über 7–14 Tage

Therapeutisch genügt bei starken gastroenteritischen Beschwerden meist Flüssigkeits- und ggf. Elektrolytersatz. Gegen muskulären Befall bieten sich Medikamente an (s. Kasten). Präventiv wird geraten, rohes Rind- und Schweinefleisch zu meiden. Ein Durchgaren bei hohen Temperaturen oder Einfrieren ist sicher. (Fern-)Reisende sollten nur Flaschenwasser trinken oder das Wasser abkochen und bakterienwirksame Mikrofilter benutzen. Eine Chlor­desinfektion reicht nicht aus.

Weitere Infos u.a. zur Erregerdia­gnostik bietet das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin unter: ­www.bnitm.de

Quelle: Trawinski H et al. Z. Gastroenterol 2023; 61: 994-996; DOI: 10.1055/a-2002-7483