Psoriasisarthritis Gelenkrisiko an den Enthesen ablesen

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Die Nagelpsoriasis gehört bei der Schuppenflechte zu den Risikofaktoren für eine Gelenkbeteiligung. Die Nagelpsoriasis gehört bei der Schuppenflechte zu den Risikofaktoren für eine Gelenkbeteiligung. © Science Photo Library

Ob aus einer Psoriasis eine Psoriasisarthritis wird, lässt sich schwer vorhersagen. Zwei messbare Frühzeichen an den Sehnenansätzen sollen jetzt weiterhelfen.

Über die Transition von der bloßen Haut- zur Gelenkbeteiligung bei der Psoriasis herrscht noch immer Unklarheit. Als pathogenetische Grundlage der Immundysregulation gelten genetische Faktoren, die womöglich durch mechanische Belastungen oder Mikrobiomveränderungen getriggert werden, erklärte Privatdozent Dr. Frank Behrens vom Centrum für Innovative Diagnostik und Therapie Rheumatologie/Immunologie (CIRI) der Universität Frankfurt.

Bekannte Risikofaktoren für die Entwicklung der Arthritis sind Nagelpsoriasis, stark ausgeprägte Hautveränderungen, ein hoher BMI und Rauchen. Zur Vorhersage von Gelenkbeteiligungen sind sie im Einzelfall jedoch nicht geeignet. Objektiv messbare Zeichen könnten in diese Bresche springen. Dazu gehören eine erhöhte Vaskularisierung und Strukturunregelmäßigkeiten an den Sehnenansätzen.

Neoangiogenese als treibender Faktor

Eine vermehrte Vaskularisierung an den Enthesen kommt als reaktives Phänomen auch bei der rheumatoiden Arthritis vor. Bei der PsA ist die Neoangiogenese allerdings nicht reaktiv, sondern treibender Faktor, so der Rheumatologe. Darstellen kann man sie mittels fluoreszenzoptischer Bildgebung (fluorescence-optical imaging, FOI). In einer Studie wurden rund 400 Patienten u.a. auch mittels FOI untersucht. Sie alle wiesen ausschließlich eine Hautpsoriasis auf und hatten weder einen Nagelbefall noch Gelenkbeteiligungen in Ultraschall oder MRT. Bei 46 % fanden sich fluoreszenzoptische Auffälligkeiten, die als subklinische PsA klassifiziert wurden. Zweiundzwanzig der positiven Patienten wurden zwei Jahre lang nachbeobachtet. Fünf von ihnen entwickelten in diesem Zeitraum eine klinisch aktive Arthritis1. „Das ist um ein Vielfaches höher, als zu erwarten gewesen wäre“, so Dr. Behrens.

Ein weiterer signifikanter prädiktiver Faktor für das Auftreten einer PsA ist in der hochauflösenden CT erkennbar. Dabei handelt es sich um frühe enthesiale Strukturunregelmäßigkeiten im Knochen, die wahrscheinlich durch verstärkten mechanischen Stress begünstigt werden. In einer Studie an 114 Psoriasispatienten entwickelten über 50 % derjenigen, die solche Strukturunregelmäßigkeiten aufwiesen, innerhalb von 224 Wochen eine PsA. Derzeit wird in Studien untersucht, ob es sinnvoll ist, Populationen mit Neoangiogenese und/oder Strukturunregelmäßigkeiten an den Enthesen bereits einer Therapie zuzuführen. Im Moment beschränken sich die präventiven Interventionsmöglichkeiten für Psoriasispatienten vor allem auf die Reduktion von Risikofaktoren. Dazu gehören beispielsweise die Gewichtsabnahme bei erhöhtem BMI und das Aufgeben des Rauchens.

Auch die medikamentöse Therapie der Psoriasis könnte günstig auf die Gelenke wirken. Daten lassen darauf schließen, dass die Systemtherapie mit Biologika das PsA-Risiko senken kann, während dies mit topischen Therapien oder konventionellen DMARDs nicht der Fall ist. Lässt sich dieser Zusammenhang bestätigen, sollte man bei Patienten mit hohem PsA-Risiko Biologika in Zukunft vielleicht früher einsetzen.

Quellen:
1. Köhm M et al. Ann Rheum Dis 2020; 79: 1841
2. Simon D et al. ACR 2020, Abstract 0501