Safran gegen Depression und ADHS Gewürzpflanze ist synthetischen Medikamenten nicht unterlegen

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Safran enthält Verbindungen, die die Wiederaufnahme von Noradrenalin und Dopamin hemmen. Safran enthält Verbindungen, die die Wiederaufnahme von Noradrenalin und Dopamin hemmen. © romantsubin – stock.adobe.com

Safran macht nicht nur Risotto und Kuchen gelb: Das Gewürz wirkt auch antidepressiv und scheint ein vielversprechender Kandidat zur Behandlung von ADHS zu sein.

Der hierzulande eher als Gewürz bekannte Safran wird schon seit der Antike als Heilmittel genutzt. Doch seine Wirkungen sind auch heute noch medizinisch relevant, wie eine umfangreiche Studienübersicht ergab. Eine mögliche Indikation ist die Depression, schreibt Prof. Dr. Sigrun Chrubasik-Hausmann von der Universität Freiburg. 

Studien zur notwendigen Dosis fehlen noch

Grundlage für diese Einschätzung sind 23 Forschungsarbeiten. Das Ergebnis: In der Hamilton-Depressionsskala (HAMD) war Safran Fluoxetin, Imipramin sowie Citalopram nicht unterlegen und einem Scheinmedikament überlegen. Studien mit großen Teilnehmerzahlen und zur notwendigen Dosis fehlen aber noch. 

Mit Safranextrakten könnten auch die Entzugserscheinungen nach dem Absetzen synthetischer Antidepressiva oder Opioide bzw. als Add-on unter der Methadonsubstitution gelindert werden. Ein Vorteil des Phytotherapeutikums: Es macht wahrscheinlich nicht abhängig. 

Für vielversprechend hält die Autorin auch den Einsatz bei ADHS. Denn Safran hemmt wie Methylphenidat die Wiederaufnahme von Dopamin und Noradrenalin in den Synapsen des Gehirns. In drei pädiatrischen Pilotstudien war Safran  wirksamer als Placebo und Methylphenidat ebenbürtig. Außerdem verstärkte er den Effekt des chemischen Pharmakons. Für Erwachsene mit ADHS gibt es ebenfalls positive Hinweise: Patienten, die mit Methylphenidat behandelt wurden, hatten nach eigener Einschätzung geringere Symptome, wenn sie zusätzlich Safranextrakt einnahmen statt Placebo. 

Auch Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen wie M. Alzheimer, Parkinson und Multipler Sklerose könnten von Auszügen der Gewürzpflanze profitieren, wie aktuelle Ergebnisse zur Pathophysiologie nahelegen. Aus Tierversuchen ist bekannt, dass Safran das Gedächtnis verbessert sowie Denkleistung und Lernvermögen erhöht. Der hirnprotektive Effekt beruht wahrscheinlich unter anderem auf einer Reduktion von oxidativem Stress und Neuroinflammation. In klinischen Studien zum M. Alzheimer schnitt die Gewürzpflanze besser ab als Placebo und war Donepezil bzw. Memantin nicht unterlegen. 

In einem Tiermodell besserte Safranextrakt die Symptome einer Schizophrenie. Eine placebokontrollierte Doppelblindstudie ermittelte eine gute Verträglichkeit und Sicherheit bei schizophrenen Erwachsenen. Weitere Ergebnisse sprechen für eine Wirksamkeit bei M. Parkinson. Auch zum Schlaganfall gibt es positive klinische Daten. 

Letale Menge liegt bei etwa ≥ 5 g

Was mögliche Interaktionen betrifft, erhöht Safran den Effekt zentral wirksamer Substanzen und einem Fallbericht zufolge auch von Rivaroxaban. Außerdem hemmt der Inhaltsstoff Quercetin das Isoenzym Cytochrom P3A4. Die toxische Safrandosis liegt wahrscheinlich bei 5 g täglich, therapeutisch werden Mengen im Milligrammbereich eingesetzt. Letale Intoxikationen mit Safran (≥ 5 g) wurden bei Anwendungen zur Induktion eines Aborts beschrieben.

Quelle: Chrubasik-Hausmann S. Z Phytother 2024; 45: 10-14; DOI: 10.1055/a-2132-4984