Netzwerk-Metaanalyse Bewegung kann Depression lindern

Autor: Alexandra Simbrich

Yoga kann älteren Patienten und Männern mit Depressionen helfen. Yoga kann älteren Patienten und Männern mit Depressionen helfen. © Denys Kurbatov – stock.adobe.com

Bewegung ist eine wirksame Behandlung gegen Depressionen. Forscher haben untersucht, welche Aktivitäten den größten Effekt erzielen.

In mehreren Behandlungsrichtlinien wird bei Depression zu Bewegung geraten. Allerdings gehen die Empfehlungen zur Art der Aktivität auseinander, schreiben Dr. Michael Noetel von der University of Queensland und Kollegen. Sie wollten daher in einer Netzwerk-Metaanalyse die optimale Bewegungsform im Vergleich zu Psychotherapie und Antidepressiva ermitteln. Hierfür zogen sie randomisierte Studien heran, in denen körperliche Aktivität zur Behandlung von Depression mit gängigen Behandlungen (z.B. SSRI, kognitive Verhaltenstherapie) verglichen wurde. Für jede Studie bewerteten sie unter anderem die Art und Intensität der Bewegungsintervention. Eine Effektstärke (Hedges g) von -0,20 definierten sie als Schwellenwert für einen klinisch relevanten Unterschied.

Die Forscher bezogen 218 Studien mit insgesamt 14.170 Teilnehmern in die Analyse ein. Die stärkste Verringerung der Depression im Vergleich zu den aktiven Kontrollgruppen (z.B. Standardbehandlung, Placebo) errechneten sie für das Tanzen (g -0,96). Eine moderate Verringerung der Depression fanden sie für Walking oder Joggen (g -0,62), Yoga (g -0,55), Krafttraining (g -0,49), gemischte Ausdauerübungen (g -0,43) und Tai Chi oder Qigong (g -0,42). 

Yoga war bei älteren Patienten und Männern wirksamer, während Krafttraining bei Jüngeren und Frauen größere Effekte erzielte. Beide Bewegungsformen wurden außerdem gut akzeptiert: Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Teilnehmer die Intervention abbrachen, war bei beiden im Vergleich zu den aktiven Kontrollen geringer. Moderate Wirkungen fand das Team auch, wenn Bewegung mit SSRI (g -0,55) oder Ausdauersport mit Psychotherapie (g -0,54) kombiniert wurde. Die Effekte der Bewegungsinterventionen zeigten sich unabhängig von Komorbiditäten und Depressionsgrad.

Sport kann bei Depression herausfordernd sein

Allerdings betonen die Autoren, dass die Studien häufig kleine Fallzahlen und eine kurze Follow-up-Zeit aufwiesen. Zudem könnten physische, psychische oder soziale Faktoren Patienten daran hindern, sich sportlich zu betätigen. Regelmäßige Bewegung kann für Menschen mit Depression herausfordernd sein, da sie oft unter Müdigkeit, geringer Energie und wenig Motivation leiden, schreibt Prof. Dr. Juan Ángel Bellón von der University of Malaga in einem Editorial. Die künstliche Situation der meisten Studien aus dieser Netzwerk-Metaanalyse erschwert daher die Übertragung der Ergebnisse auf den Behandlungsalltag.

Quelle: 1. Noetel M et al. BMJ 2024; 384: e075847; DOI: 10.1136/bmj-2023-075847
2. Bellón JÁ. BMJ 2024; 384: q320; DOI: 10.1136/bmj.q320