Altersgerechte Bewegung auf Rezept Sport nicht nur empfehlen, sondern verordnen

DGIM 2024 Autor: Dr. Anna-Lena Krause

Um die Selbstständigkeit älterer Patient:innen zu fördern, lohnt es sich, ein „Rezept für Bewegung“ auszustellen. Um die Selbstständigkeit älterer Patient:innen zu fördern, lohnt es sich, ein „Rezept für Bewegung“ auszustellen. © Ljupco Smokovski – stock.adobe.com

Die Fitness ihrer älteren Patienten könnte besser sein? Stellen Sie ihnen doch ein „Rezept für Bewegung aus“.

Wenn man seine geriatrischen Patienten fragt, wie sie im Alltag zurechtkommen, antworten diese meistens mit „gut“. Die Realität sieht jedoch oft anders aus, weiß Dr. Anke Böhm vom Sana Hanse Klinikum Wismar. Einen Teller aus dem Küchenschrank holen, Strümpfe anziehen, die Haare bürsten – wer das kaum noch schafft, droht seine Selbstständigkeit zu verlieren. Mit dem richtigen körperlichen Training lässt sich das jedoch verhindern. Darüber hinaus wirkt sich ein Aufbau und Erhalt von Muskelmasse auch auf die Infektanfälligkeit und Sturzgefahr aus. 

Um den Patienten ihre Defizite zu verdeutlichen und sie für ein gezieltes Training zu motivieren, eignet sich der Alltags-Fitness-Test, der speziell für Personen ab 60 Jahren entwickelt worden ist. Mit sechs einfachen Aufgaben werden darin Muskelkraft, Beweglichkeit, Ausdauer und Geschicklichkeit geprüft. Ein Beispiel: Der Patient sitzt auf einem Stuhl, der an die Wand gelehnt ist. Nun soll er sich so gut er kann hinstellen und wieder setzen, ohne die Arme zu benutzen. Dabei wird die Zeit gestoppt. Wie oft gelingt es ihm innerhalb von 30 Sekunden? Der Arzt darf und soll den Testkandidaten bei den Übungen gern anfeuern. Die erreichte Punktzahl vergleicht man dann mit einer Tabelle, die den Normalbereich für verschiedene Altersgruppen angibt. Nun wird schwarz auf weiß erkennbar, wo die Schwachstellen liegen. Den Test kann man ggf. zu einem späteren Zeitpunkt wiederholen und so die Entwicklung nachverfolgen. 

Was soll der Patient nun tun, um seine körperliche Verfassung zu verbessern? „Die meisten wünschen sich von ihrem Hausarzt konkrete Empfehlungen für geeignete Sportangebote“, berichtete die Fachärztin für Physikalische Medizin und Rehamedizin. Zu diesem Zweck wurde in Schweden das „Rezept für Bewegung“ erfunden, die EU hat es übernommen. Genutzt wird es von Ärzten allerdings kaum. Vermutlich, weil es sich um eine freiwillige Leistung handelt.

Doch das Rezept bietet einige Vorteile: Der Patient hat eine schriftliche Empfehlung von seinem Arzt in der Hand und der Übungsleiter kann dem Dokument wichtige Informationen über den Patienten entnehmen, z.B. dass er eine Hüftprothese hat oder einen insulinpflichtigen Diabetes. Ortsnahe Sport- und Bewegungsangebote findet man im Internet unter www.bewegungslandkarte.de. Die Anbieter werden vom Deutschen Olympischen Sportbund geprüft, ein gewisses Ausbildungslevel der Mitarbeiter ist also gesichert. Zum Schluss wies die Referentin noch darauf hin, dass Ärzte bei ihren Empfehlungen die Komorbiditäten berücksichtigen müssen. Aquajogging beispielsweise sei nichts für Patienten mit Osteoporose. „Die brauchen Übungen mit Bodenkontakt.“

Quelle: 130. Kongress der DGIM