Ernährung Gut, wenn’s mal wieder etwas länger dauert

Autor: Sabine Mattes

Hatten die Kinder nur zehn Minuten Zeit für ihr Mittagessen, konsumierten sie im Vergleich deutlich weniger Gemüse (-14 %) und Obst (-11 %). Hatten die Kinder nur zehn Minuten Zeit für ihr Mittagessen, konsumierten sie im Vergleich deutlich weniger Gemüse (-14 %) und Obst (-11 %). © iStock/SDI Productions

Nicht nur das Angebot an Speisen bestimmt darüber, wie gesund sich Kinder in ihrer Mittagspause ernähren. Auch die Zeit, die ihnen dafür zur Verfügung steht, hat einen Einfluss.

Obst und Gemüse stehen bei vielen Kindern auf der Beliebtheitsskala nicht ganz oben. Je mehr Zeit aber für eine Mahlzeit zur Verfügung steht, desto eher werden auch gesunde Nahrungsmittel angenommen, schreiben Xanna Burg von der University of Illinois in Urbana und Kollegen.

Die US-amerikanischen Wissenschaftler beobachteten während eines Sommercamps vier Wochen lang 38 Schulkinder beim Mittagessen. Die Teilnehmer waren durchschnittlich zwölf Jahre alt. Sie erhielten täglich verschiedene standardisierte Menüs und Getränke in einer randomisiert festgelegten Essenszeit von entweder 10 oder 20 Minuten. Diese startete erst, nachdem alle Mahlzeiten ausgegeben worden waren.

Ist die Zeit knapp, wird auf Gemüse und Obst verzichtet

Hatten die Kinder nur zehn Minuten Zeit, konsumierten sie im Vergleich zwar genau so viele Getränke und Vorspeisen, aßen aber deutlich weniger Gemüse (-14 %) und Obst (-11 %). Dementsprechend erhöhte sich das Abfallvolumen auf den Tellern. Die Detailauswertung zeigte, dass bei einer längeren Essenspause signifikant mehr Ballaststoffe, Kalium, Eisen und Proteine verzehrt wurden.

Die Kinder essen zuerst das, was sie am liebsten mögen, erklärt Co-Autorin Professor Dr. Melissa Pflugh Prescott, University of Illinois, in der begleitenden Pressemeldung. „Wenn noch genug Zeit bleibt, beschäftigen sie sich auch mit den anderen Dingen auf dem Teller – wenn nicht, leiden gewisse Nahrungsmittel darunter, meistens betrifft das dann Obst und Gemüse.“ Nur durch wiederholtes Probieren gewöhnen sich Kinder aber an Speisen. Diese Gelegenheit ist vor allem für sozial schwache Familien wichtig, bei denen möglicherweise nicht jeden Tag gesundes Essen auf den Tisch kommt. Die positiven Effekte einer längeren Mittagspause beschränkten sich nicht nur auf die Nahrungsaufnahme: Auch die soziale Interaktion zwischen den Kindern nahm zu, wenn ihnen mehr Zeit zur Verfügung stand.

Quellen:
1. Burg X et al. JAMA Network Open 2021; 4: e2114148; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.14148
2. Pressemitteilung University of Illinois College of Agricultural, Consumer and Environmental Sciences