HI(I)Ts für Kids: Hochintensives Intervalltraining bringt Schüler in Form
Eine bestimmte Trainingsart eignet sich offenbar besonders gut für den Nachwuchs: das Hochintensive Intervalltraining, kurz HIIT. Dabei wechseln sich kurze Phasen intensiver körperlicher Belastung mit Erholungsphasen ab. Lange Zeit galt das HIIT für Kinder als ungeeignet, da man darunter hormonelle Störungen befürchtete. Es existierten aber kaum aussagekräftige Untersuchungen zu dem Thema – bis jetzt.
Dr. Sascha Ketelhut vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Halle-Wittenberg und seine Kollegen nahmen 46 Drittklässler in eine randomisierte Studie auf.1 Drei Monate lang gab es für einen Teil der Schüler Sportunterricht „as usual“, für den anderen Teil in den ersten 20 Minuten ein kindgerechtes HIIT: Die Teilnehmer führten beispielsweise Staffelläufe mit kurzen Zwischensprints durch oder machten Zirkeltraining, dazwischen legten sie immer wieder kurze Pausen ein. Die Trainingseinheiten kombinierten sie teilweise mit Musik oder Choreographien. „Wir versuchten, intensive Bewegungsformen zu finden, die auch Spaß machen“, betont Dr. Ketelhut in einer Pressemitteilung der Universität.2
Mehr Muskelfasern und mehr Kreatinphosphat
Schon nach kurzer Zeit fanden die Forscher bei ihren kleinen Probanden deutliche Besserungen: So stieg die Ausdauerleistungsfähigkeit nach HIIT im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant an, der systolische Blutdruck fiel. Zudem waren Parameter der Gefäßsteifigkeit gesunken. Bleiben diese aus, kann das weitreichende Konsequenzen haben: „Hoher Blutdruck bei Kindern führt häufig zu hohem Blutdruck bei Erwachsenen“, sagt der Sportwissenschaftler. Das HIIT wäre eine einfache Maßnahme, um frühzeitig gegenzusteuern, und ließe sich problemlos in den regelmäßigen Sportunterricht einbinden.
Professor Dr. Billy Sperlich aus der Arbeitsgruppe für integrative und experimentelle Trainingswissenschaften der Universität Würzburg sieht das ähnlich. Intensives Training sei für Kinder gut und sicher, sagt er in einem Übersichtsartikel.3 Man müsse nur Kindern zuschauen, wie sie in der großen Pause auf dem Schulhof spielen: Mal geben sie Vollgas, dann kommt eine Pause, und danach beginnen sie von vorne.
Das Team um Prof. Sperlich hat ebenfalls herausgefunden, dass das HIIT schon im jungen Alter Herz-Kreislauf-System und Metabolismus auf wechselnde Anforderungen vorbereiten kann. Dem Phänomen liegen vermutlich ganz einfache biologische Ursachen zugrunde: So weisen Kinder einen höheren Anteil an Typ-I-Muskelfasern auf, und sie „werden nicht so schnell sauer“ – die Laktatwerte im Blut steigen unter Belastung weniger stark an als bei Erwachsenen. Auch das Kreatinphosphat, der Energielieferant im Muskel, reicht längere Zeit und der Speicher füllt sich schneller wieder auf, sodass sich die Kinder zügiger erholen.
Quellen:
1. Ketelhut S et al. Int J Sports Med 2020; DOI: 10.1055/a-1068-9331
2. Pressemitteilung der Universität Halle-Wittenberg
3. Hutterer C. DZSM online; 2020