Nephropathie durch Glyoxylsäure Haarglätter bügeln auch die Niere
Immer mehr Menschen lassen sich chemisch die Haare glätten. Doch dieser Trend gibt offenbar Anlass zur Besorgnis. So berichteten Forscher über 26 Patienten mit akutem Nierenversagen nach einer Haarglätteprozedur (brazilian hair-straightening) in Israel. Ursächlich wurde eine nephrotoxische Wirkung von Derivaten der Glykolsäure vermutet.
Aktuell stellen Dr. Thomas Robert vom Hôpital de la Conception in Marseille und Kollegen den Fall einer 26-jährigen Tunesierin ohne Vorerkrankungen vor. Sie entwickelte dreimalig jeweils am Tag nach einer Haarglättung ein akutes Nierenversagen, das sich rasch wieder zurückbildete. Andere Ursachen sowohl prä- als auch postrenal konnten ausgeschlossen werden. Die Patientin hatte während jeder Behandlung über ein Brennen an der Kopfhaut geklagt, danach sah man Ulzerationen am Schädel. Hinzu kamen Erbrechen, Diarrhö, Fieber und Rückenschmerzen. Ob die im verwendeten Produkt enthaltene Glyoxylsäure der Auslöser war, untersuchten die Forscher am Mausmodell. Sie trugen jeweils fünf Mäusen das Glättungsmittel bzw. der Kontrollgruppe Vaseline auf den Rücken auf.
In der Verumgruppe konnten am Tag danach erhöhte Spiegel an Kalziumoxalat-Monohydrat-Kristallen im Urin nachgewiesen werden – wie nach einer Ethylenglykolintoxikation. Außerdem hatten diese Tiere signifikant höhere Kreatininwerte. In der CT zeigten sich bei ihnen im Gegensatz zur Kontrollgruppe Kalziumablagerungen im Tubulussystem.
Alternative zu Formaldehyd wohl doch nicht so verträglich
Die Ergebnisse der Untersuchung deuten darauf hin, dass Haarglättungsprodukte, die Glyoxylsäure enthalten, eine kalziumoxalatinduzierte Nephropathie verursachen können, schreiben Dr. Robert und seine Mitautoren. Glyoxylsäure wird erst seit Kurzem als vermeintlich weniger schädliche Alternative zum Formaldehyd in Glättungsprodukten eingesetzt. Aufgrund der ermittelten Resultate schlagen die Autoren vor, diese Inhaltsstoffe besser wieder vom Markt zu nehmen.
Quelle: Robert T et al. New Engl J Med 2024; 390: 12; DOI: 10.1056/NEJMc2400528