Allergologie Hausgrillen mit Chili-Limetten-Geschmack
Auch wenn sich viele Menschen davor ekeln – aus Insekten gewonnene Inhaltsstoffe sind in Nahrungsmitteln nicht selten. Seit Januar 2023 darf Lebensmitteln neben Heuschrecken und Mehlwürmern auch entfettetes Hausgrillenpulver beigefügt werden – Fleischersatzprodukte können bis zu 5 % Insektenpulver enthalten. Die Inhaltsstoffe in „novel foods“ müssen zwar deklariert werden, doch dieses Kleingedruckte überlesen viele.
Insekten punkten bei Inhaltsstoffen und Produktion
Ein hoher Proteingehalt in nicht-fleischlichen Lebensmitteln, kann ein möglicher Hinweis sein, so Prof. Dr. Silke Hofmann vom Zentrum für Dermatologie, Allergologie und Dermatochirurgie am Helios Universitätsklinikum Wuppertal. Möglicherweise müssen wir unseren Ekel aber auch überwinden. Insekten haben einen hohen Proteingehalt und sind reich an Omega-3- und -6-Fettsäuren sowie an wichtigen Mineralstoffen und Vitamin B12. Sie können nachhaltig bei geringem Wasser- und Platzbedarf produziert werden und sind als zusätzliche Nahrungsquelle angesichts des Klimawandels vielleicht bald unverzichtbar.
Bei Allergikern führen Insektenbestandteile mitunter aber zu bösen Überraschungen, wie der Fall eines 27-Jährigen zeigte. Der Student hatte nach dem Verzehr von gerösteten Hausgrillen mit Chili-Limetten-Geschmack binnen einer Stunde Parästhesien an der Oberlippe und Flush im Gesicht entwickelt. Als er Tage später ein Reisgericht mit Garnelen aß, kam es innerhalb von 30 min zu ähnlichen Symptomen und zusätzlich zu einer generalisierten Urtikaria.
Im Prick-zu-Prick-Test reagierte der Mann auf rohe Shrimps, Grillen natur und die verzehrten Snack-Grillen, der Pricktest fiel für Hausstaubmilben positiv aus. Die Serologie ergab ein erhöhtes Gesamt-IgE, sowie IgE gegen Shrimps und Tropomyosin. Letzteres könnte der gemeinsame Nenner sein, da es sich um ein hitze- und magensäurestabiles Panallergen handelt, das sowohl in Insekten, Schalentieren, Weichtieren und Milben vorkommt, so Prof. Hofmann.
Relevanz könnte in Zukunft noch zunehmen
Schalentier-Allergiker müssen somit mit einer IgE-Kreuzreaktivität gegen Grillen, Wüstenheuschrecken und gelben Mehlwürmern rechnen. Umgekehrt kann der bewusste oder unbewusste Verzehr von Insektenpulver zu einer Sensibilisierung führen, und letzten Endes zu allergischen Reaktionen gegen Shrimps & Co. Schalentier- und Hausstaubmilbenallergiker, aber auch Allergologen sollten sich dieser Problematik bewusst sein, die wahrscheinlich in Zukunft noch relevanter werden wird, so die Dermatologin.
Quelle: Kongressbericht