Proteinquelle mal anders: Eiweiß aus Algen, Insekten oder Stammzellen
Proteine sind Baustoffe für verschiedene Körpergewebe, erfüllen wichtige Funktionen im Organismus und sind für Wachstum und Gedeihen unverzichtbar. Allerdings ist die Proteinversorgung der Bevölkerung in den verschiedenen Weltregionen sehr unterschiedlich, schreibt Professor Dr. Hannelore Daniel, Freising, ehemals TU München. Während viele Menschen in Afrika oder Asien knapp mit (überwiegend pflanzlichem) Eiweiß versorgt sind, kann die Bevölkerung auf der Nordhalbkugel auf ein großes (an Überversorgung grenzendes) Angebot an tierischen Produkten zugreifen.
Dennoch bemühen sich Wissenschaftler auch in diesen Ländern intensiv um die Erschließung neuer Proteinquellen: Eiweiß soll nachhaltiger und ressourcensparend gewonnen werden. Den Import proteinreicher Saaten und die damit verbundenen negativen Folgen für die Umwelt (Emissionen beim Transport etc.) will man möglichst gering halten. Ein interessantes Projekt in diesem Zusammenhang ist die Isolierung von Protein aus Gras, das die Technische Universität von Dänemark betreibt.
Vorteile für Körper und Klima
- weniger klimaschädliche Emissionen
- Erzeugung unabhängig vom Klima
- geringerer Verbrauch von Agrarflächen
Insekten lassen sich prima mit Biomüll füttern
Als alternative Proteinquellen gelten auch Algen oder Insekten wie Mehlwürmer. Letztere werden vor allem als Quelle für neue Tierfuttermittel gehandelt, sollen aber auch in der Humanernährung zum Einsatz kommen. Insekten haben nicht nur einen hohen Proteingehalt, man kann ihnen als Futter auch verschiedene Bio-Abfallstoffe vorsetzen, schlägt also zwei Fliegen mit einer Klappe. Die Autorin vermutet, dass Insekten vor allem als Futtermittel Karriere machen könnten – ob sie von menschlichen Konsumenten akzeptiert werden, muss sich zeigen. Einen neuen Ansatz verfolgen finnische Forscher mit der Produktion von Bakterienmasse und entsprechenden Proteinisolaten aus chemolithotrophen Organismen. Ob diese Isolate ökonomisch sinnvoll sind und von Verbrauchern angenommen werden, bleibt ebenfalls abzuwarten. Recht weit gediehen ist bereits die In-vitro-Erzeugung von tierischen Produkten aus Stammzellkulturen. Rindfleisch, Huhn und Thunfisch könnten aus dem Labor schon bald auf den europäischen Markt kommen. Auch Kuhmilchproteine können inzwischen ganz ohne Kuh rekombinant hergestellt werden, u.a. in Bakterien. Einen Haken haben die neuartigen Rohstoffquellen allerdings: Im Gegensatz zu echtem Fleisch, Fisch oder Milchprodukten bieten sie meist keine ausreichenden Mengen an Vitaminen, Spuren- und Mengenelementen. Diese Komponenten müssen den Produkten dann zusätzlich zugesetzt werden.Quelle: Daniel H. Ernährungs Umschau 2021; 68: M288-M291