Hepatitis A in Beeren: Viren haben wieder leichteres Spiel
Die Zahl an Infektionen mit dem Hepatitis-A-Virus hat in den letzten Jahren wieder zugenommen. In Deutschland verzeichnet man derzeit etwa 750 Fälle pro Jahr, jeder zehnte muss stationär behandelt werden. Eine wesentliche Ursache für Ausbrüche in der westlichen Welt sind kontaminierte Beeren. Dank der Globalisierung kommen sie von überall her und das Virus hält sich auch in eingefrorener Ware, erklärte Professor Dr. Thomas Berg von der Klinik für Gastroenterologie am Universitätsklinikum Leipzig.
Eine wachsende Suszeptibilität der westlichen Bevölkerung spielt für die Zunahme der Infektionen ebenfalls eine Rolle. Der Grund: fehlende Impfungen. Eine Impfempfehlung besteht derzeit nur für Risikogruppen, z.B. Reisende in Endemiegebiete, und bei ihnen wird sie nur zu 50 % umgesetzt. Wünschenswert wäre, sie in die allgemeinen Empfehlungen, am besten in Kombination mit der HBV-Immunisierung, aufzunehmen. Damit wäre das Thema auch für die meisten vom Tisch, denn Kinder oder junge, gesunde Erwachsene erhalten durch die Vakzine vermutlich einen lebenslangen Schutz.
Antikörpertest mitunter falsch positiv
Standard in der Diagnostik ist der Anti-HAV-IgM-Test. Seine Spezifität gilt allerdings als nicht sehr hoch. Das bestätigte sich in einer französischen Studie. Die Forscher untersuchten 50 Anti-HAV-IgM-positive Patienten. Im weiteren Verlauf konnten sie bei neun von ihnen eine Infektion ausschließen. 38 der 41 Erkrankten hatten HAV-RNA im Blut, aber keiner der nicht bestätigten Fälle und auch keiner der Kontrollen.
Wenn eine Hepatitis A wenig wahrscheinlich ist und sich dennoch Anti-HAV-IgM-Antikörper nachweisen lassen, sollte man immer an ein falsch positives Ergebnis denken, so das Fazit von Prof. Berg. In diesen Fällen scheint es sinnvoll, zusätzlich die HAV-RNA-Nachweise im Blut oder im Stuhl zu führen.
Quelle: 9. Hepatologie-Update-Seminar – Online-Veranstaltung