Hinter schwerem Asthma stecken häufig mehrere Allergien
Aber mit welchen Allergensensibilisierungen – nachgewiesen durch erhöhte allergenspezifische IgE-Werte – muss man bei diesen Kranken rechnen? Und wie häufig kommen sie vor?
356 Betroffene auf 26 Allergene getestet
Um dies herauszufinden, initiierten Professor Dr. Jörg Kleine-Tebbe vom Allergie- und Asthma-Zentrum Westend in Berlin mit seinen Mitarbeitern eine Studie mit erwachsenen Patienten, die an schwerem, unkontrolliertem Asthma litten. Allen Teilnehmern wurden Blutproben für umfangreiche serologische Untersuchungen abgenommen. Man testete auf 26 Allergene, mit denen das ganze Jahr über zu rechnen ist, mit fünf Mischungen solcher perennialer Allergene und auf acht saisonale Allergene.
Es wurden die Gesamt-IgE- sowie die Spiegel des allergenspezifischen IgE (sIgE) bestimmt. Bei sIgE-Werten > 0,35 kU/l lag definitionsgemäß eine Sensibilisierung gegenüber dem Allergen vor. Die Wissenschaftler konnten die Daten von 356 Teilnehmern auswerten. In der Mehrzahl handelte es sich bei den Untersuchten um Frauen und Nicht- bzw. Ex-Raucher und bei den meisten war das Asthma erst im Erwachsenenalter diagnostiziert worden.
Der Anteil an Patienten mit Sensibilisierungen lag erstaunlich hoch, wie die Autoren schreiben. Mehr als jeder fünfte der Probanden war gegen mehr als zehn Allergene sensibilisiert. Nur ein Viertel der Teilnehmer zeigte keinerlei Sensibilisierung gegenüber den Testsubstanzen. Mehr als 60 % von ihnen reagierten auf mindestens eines der perennialen Allergene, jeder Zweite auf zumindest eines der saisonalen Allergene. Besonders hoch waren die Sensibilisierungsraten gegenüber Birken- und Wiesen-Lieschgraspollen sowie gegenüber Katzen- und Hundeallergenen. Die medianen sIgE-Werte für diese vier Gruppen lagen zwischen 3,5 kU/l und 6 kU/l. Sie waren damit hoch, innerhalb der untersuchten Studiengruppe jedoch sehr variabel.
Allergisches Asthma zeigte sich oft erst im Erwachsenenalter
IgE-Sensibilisierungen fanden sich in dieser Untersuchung bei mehr als 70 % der Probanden. Das ist nach Ansicht der Autoren erstaunlich, da sich ein allergisches Asthma nach landläufiger Meinung schon in jungen Jahren zeigt, sich das Asthma bei den meisten Teilnehmern aber erst im Erwachsenenalter manifestiert hatte. Die Studie unterstreicht, wie wichtig eine Allergiediagnostik bei Patienten mit schwerem Asthma ist, fassen die Autoren zusammen.
Quelle: Kleine-Tebbe J et al. J Allergy Clin Immunol Pract 2020; 744-746.e3; DOI: 10.1016/j.jaip.2019.11.038