HIV: Unter Therapie ist die Übertragung fast unmöglich
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Forscher um Dr. Jennifer LeMessurier vom Department of Family Medicine der Universität Ottawa durchforsteten die Literatur und nahmen zwölf Veröffentlichungen in ihre Auswertung auf. Ihre Berechnungen ergaben:
- Das Risiko ist zu vernachlässigen (0,0 Übertragungen/100 Patientenjahre), wenn eine antiretrovirale Therapie erfolgt und darunter die Virus-RNA-Konzentration bei zwei Messungen im Abstand von vier bis sechs Monaten unterhalb der Nachweisgrenze liegt (im Allgemeinen bedeutet das weniger als 200 RNA-Kopien/ml). Das gilt mit und ohne gleichzeitige Verwendung eines Kondoms.
- Ein geringe Gefahr besteht unter antiretroviraler Therapie, wenn man die Viruslast nicht berücksichtigt (0,22 Übertragungen/100 Personenjahre).
- Bei Verwendung eines Kondoms ohne spezifische Therapie ist das Risiko ebenfalls gering (1,14 Transmissionen/100 Patientenjahre).
Gesetzgebung neu überdenken?
In einer Pressemitteilung der Canadian Medical Association betonen die Experten die Relevanz ihrer Ergebnisse auch für die Gesetzgebung: Derzeit macht sich nach kanadischem Recht strafbar, wer vor sexuellen Aktivitäten mit „realistischem Risiko“ einer Virusübertragung eine HIV-Infektion nicht angibt. Für wen das gilt, müsse nun neu bewertet werden.
Quellen:
LeMessurier J et al. CMAJ 2018; 190: E1350–E1360
Pressemitteilung der Canadian Medical Association