Opioide gegen Rheumaschmerzen Hohes Risiko für Langzeitgebrauch
Patienten mit rheumatischen oder muskuloskelettalen Erkrankungen werden gar nicht so selten Opioide verschrieben, um die Schmerzen in den Griff zu bekommen. Unklar ist bisher, für wie viele der so Behandelten dies einen langfristigen Opioidgebrauch nach sich zieht.
Dr. Yun-Ting Huang von der University of Manchester und Koautoren haben kürzlich versucht, diese Frage anhand anonymisierter elektronischer Patientendaten aus dem Vereinigten Königreich zu beantworten. Eingeschlossen waren mehr als 800.000 erwachsene Patienten mit rheumatoider Arthritis, Psoriasisarthritis, axialer Spondyloarthritis, systemischem Lupus erythematodes, Arthrose und Fibromyalgie. Sie hatten erstmals oder nach einer Pause von mindestens zwei Jahren Opioide verschrieben bekommen. Der Beginn der Behandlung durfte maximal sechs Monate vor der Diagnose der rheumatischen Erkrankung liegen.
Ein Langzeitgebrauch von Opioiden entwickelte sich gemäß der Standarddefinition des Begriffs (siehe Kasten) in 16,8 % der Fälle. Nach der strengen Definition der Autoren waren es 11,1 % und nach der breiten 21,9 %.
Häufigerer Dauergebrauch bei Fibromyalgiepatienten
Der höchste Anteil von Patienten mit anhaltender Opioidtherapie fand sich unter denjenigen mit Fibromyalgie, gefolgt von jenen mit rheumatoider Arthritis und Spondyloarthritis. Am geringsten ausgeprägt war der Dauergebrauch bei Patienten, die unter Arthrose oder einem Lupus erythematodes litten. Insgesamt lag der Anteil von Langzeitnutzern in dieser Studie höher als in früheren Arbeiten, die Patienten mit verschiedenen nicht krebsbedingten Schmerzen eingeschlossen hatten.
Drei Definitionen des Langzeitgebrauchs
Standard: ≥ 3 Rezepte innerhalb von 90 Tagen oder Verordnung eines Vorrats für ≥ 90 Tage im ersten Jahr (ausgenommen die ersten 30 Tage)
Streng: ≥ 10 Rezepte innerhalb von 90 Tagen oder Vorrat für ≥ 120 Tage im ersten Jahr
Breit: ≥ 3 Rezepte in monatlichen Abständen im ersten Jahr
Die Auswertung spricht dafür, bei der Verordnung von Opioiden gegen rheumatische und muskuloskelettale Schmerzen größere Vorsicht walten zu lassen, so die Autoren. Die Notwendigkeit eines langfristigen Einsatzes dieser Analgetika müsse immer wieder hinterfragt werden, um die Patienten vor möglichen negativen Folgen wie Abhängigkeit, Missbrauch und Nebenwirkungen zu bewahren.
Quelle: Huang YT et al. Ann Rheum Dis 2023; DOI: 10.1136/ard-2023-224118