Hyperglykämisches, hyperosmolares Koma bringt eine hohe Letalität mit sich
Eine hyperglykämische, hyperosmolare Entgleisung betrifft meist ältere Menschen mit Typ-2-Diabetes. Dem Phänomen liegen ein relativer Insulinmangel, eine ausgeprägte osmotische Diurese, eine hyperglykämiebedingte Erhöhung der Serumosmolalität und eine Verdünnung der Elektrolyte durch Flüssigkeitsverschiebung von intrazellulär nach extrazellulär zugrunde.
Auslöser ist oftmals eine Infektion
Der Insulinspiegel kann sogar erhöht sein, denn das Problem ist eine ausgeprägte Insulinresistenz, schreibt das Team um Melina Mertens von der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf.
Anders als bei der diabetischen Ketoazidose bilden sich keine Ketonkörper, aber es kommt zu einer extremen Hyperglykämie mit Glukosewerten > 500 mg/dl bis hin zu > 1000 mg/dl zusammen mit einer lebensgefährlichen Hypovolämie (Flüssigkeitsdefizit von 10–15 %) und Hyperosmolalität. Auslöser ist oft eine Infektion oder eine andere akute Erkrankung.
Betroffene Patienten zeigen bei Blutzuckerwerten > 600 mg/dl meist neurologische Symptome wie Lethargie, Bewusstseinsstörungen oder sogar Bewusstlosigkeit. Das hyperglykämische, hyperosmolare Koma entwickelt sich in der Regel über Tage bis Wochen und geht mit Symptomen wie starkem Durst, Polyurie, Verschwommensehen und Schwäche einher. Bei der körperlichen Untersuchung fallen ein verminderter Hautturgor, trockene Schleimhäute und niedrige Blutdruckwerte auf.
Als Diagnosekriterien einer hyperglykämischen, hyperosmolaren Entgleisung nennen die Düsseldorfer Kollegen:
- Plasmaglukose > 600 mg/dl
- Ketone negativ oder nur schwach positiv
- effektive Osmolalität > 320 mosmol/kg
- pH-Wert > 7,30
Patienten mit hyperglykämischer, hyperosmolarer Entgleisung und Koma müssen auf der Intensivstation behandelt und überwacht werden. Dort wird die Serumosmolalität langsam und kontrolliert abgesenkt, der Flüssigkeits- und Elektrolytmangel ausgeglichen und der Blutzucker allmählich reduziert.
Schwere Komplikation, die nicht selten zum Tod führt
Wichtig ist auch, Thromboembolien und ein Hirnödem zu verhindern. Das hyperglykämische, hyperosmolare Koma ist eine seltene Stoffwechselentgleisung, die noch nicht einmal 1 % aller primär diabetesbedingten stationären Behandlungen ausmacht. Allerdings ist es eine schwere Komplikation, die in 5–16 % der Fälle tödlich endet.
Quelle: Mertens M et al. Dtsch Med Wochenschr 2021; 146: 266-278; DOI: 10.1055/a-1270-8878