Patientenkommunikation „Ich habe leider schlechte Nachrichten…“

Autor: Maria Weiß

Die Verantwortung auf medizinischer Seite ist groß, da die Art und Weise wie schlechte Nachrichten übermittelt werden, maßgeblich für die psychische Belastung der Betroffenen sein kann. Die Verantwortung auf medizinischer Seite ist groß, da die Art und Weise wie schlechte Nachrichten übermittelt werden, maßgeblich für die psychische Belastung der Betroffenen sein kann. © HockleyMedia24/peopleimages.com – stock.adobe.com

Die Übermittlung schlechter Nachrichten im medizinischen Kontext erfordert größte Sorgfalt. Mit dem BAD-Schema und weiteren Gesprächstechniken lassen sich emotionale Belastungen minimieren und Vertrauen stärken. Eine gute Vorbereitung und ein klarer Gesprächsaufbau sind dabei unerlässlich.

Kritische Situationen auf der Intensivstation, die Nachricht, dass ein Patient ins Pflegeheim muss oder gar ein Todesfall – manchmal lässt es sich nicht vermeiden, dass solche schlechten Nachrichten telefonisch übermittelt werden müssen. Was ist dabei zu beachten? Ein Autorentrio vom Universitätsspital Basel hat sich dazu in einem Übersichtsartikel Gedanken gemacht.

Die Verantwortung auf medizinischer Seite ist groß, da die Art und Weise wie schlechte Nachrichten übermittelt werden, maßgeblich für die psychische Belastung der Betroffenen sein kann. Zur Unterstützung der Kommunikation empfiehlt das Autorenteam u. a. das sog. BAD-Schema. Das B steht für „Break bad news“. Nachdem der Arzt oder die Ärztin sich vor dem Gespräch noch einmal über die medizinischen Vorbefunde, den chronologischen Ablauf der Ereignisse und das Wissen der Angehörigen informiert hat, sollte man nach einem kurzen einleitenden „Warnschuss“ (z. B. „Leider habe ich keine guten Nachrichten für Sie“) in kurzen und knappen Sätzen die schlechte Nachricht übermitteln.

Das A steht für „Acknowledge the reaction“. Nach einer kurzen Wartezeit von etwa drei Sekunden sollte auf die Emotionen eingegangen und etwaige Fragen beantwortet werden. Gerade am Telefon mit Wegfall der non-verbalen Kommunikation ist es wichtig, die Emotionen zu erkennen, zu benennen und darauf einzugehen. Das NURSE-Schema (siehe Kasten) kann dabei helfen. Ein vorschnelles Trösten sollte man möglichst vermeiden.

Das NURSE-Schema

  • Naming – Emotionen benennen (z. B. „Sie wirken auf mich als ob ...“; „Ich habe den Eindruck …“)
  • Understanding – Verständnis zeigen (z. B. „Das kann ich gut nachvollziehen.“)
  • Respecting – Respekt zollen (z. B. „Ich finde es toll, dass Sie ...; „Das machen Sie gut.“)
  • Supporting – Unterstützung anbieten (z. B. „Wenn Sie irgendwelche Hilfe benötigen …“)
  • Exploring – Emotionen explorieren (z. B. „Ich weiß gerade nicht, was in Ihnen vorgeht …“)

Das D steht für „Discuss the near Future“. Zusammen mit dem Empfänger sollte man die nächsten Schritte festlegen und, falls möglich, positive Fakten ergänzen. Dazu gehört das Angebot eines Folgetermins mit persönlichem Gespräch, zu dem auch Angehörige hinzukommen können. Die Frage, ob jemand zur Unterstützung vor Ort ist, ist ebenfalls wichtig.

Vor dem Gespräch den Akkustand überprüfen

Bei telefonischer Übermittlung kritischer Nachrichten sind noch einige Besonderheiten zu beachten. So sollte man im Vorfeld sicherstellen, dass eine stabile Leitung besteht und nicht etwa mitten im Gespräch der Akku leer ist. Mögliche Unterbrechungen gilt es, ähnlich wie in einer Sprechstunde, zu vermeiden. Auch das Einhalten der Privatsphäre des Empfängers muss berücksichtigt werden. Man sollte daher grundsätzlich zuallererst nachfragen, in welcher Situation er oder sie sich gerade befindet und ob der Anruf zeitlich passt. Das Synonym TELE für Technology, Environment, Listen und Engagement kann dafür als Gedankenstütze dienen. 

Quelle: Urben T et al. Swiss Med Forum 2024; 24: 272-276; doi: 10.4414/smf.2024.1426388253