Die gefühlte Schlafstörung Insomnie-Erkrankte schlafen objektiv genauso gut wie Nichtbetroffene

DGPPN 2024 Autor: Friederike Klein

Eine Studie zeigt, dass Insomnie-Betroffene objektiv genauso gut schlafen wie Gesunde Eine Studie zeigt, dass Insomnie-Betroffene objektiv genauso gut schlafen wie Gesunde © Ratthamond - stock.adobe.com (Generiert mit KI)

Eine Studie zeigt, dass Insomnie-Betroffene objektiv genauso gut schlafen wie Gesunde. Die Unterschiede liegen nicht im Schlaf selbst, sondern in der Wahrnehmung – hervorgerufen unter anderem durch emotionale Faktoren. Eine kognitive Verhaltenstherapie zeigt Wirkung.

Die Insomnie ist eine Diagnose auf Basis subjektiver Beschwerden, die sich im Schlaflabor nicht objektivieren lassen. Darauf wies Carlotta Schneider von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Bern hin. In einer Studie hat sie gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen die Schlaf-Wach-Wahrnehmung von 30 Insomniebetroffenen und 30 Kontrollpersonen untersucht, um die Pathomechanismen der Störung besser zu verstehen.

Alle Teilnehmenden verbrachten zunächst eine Anpassungs- und Screeningnacht mit Polysomnografie (PSG) im Schlaflabor. In der zweiten Nacht durften sie ungestört schlafen. In der dritten wurden sie jedoch bis zu zwölf Mal aus dem Schlaf geweckt, und zwar dann, wenn sie mindestens zwei Minuten lang in der PSG-Aufzeichnung einen Non-REM-Schlaf als Zeichen einer Tiefschlafphase aufwiesen. Nach dem Wecksignal sollten sie angeben, ob sie gerade geschlafen hatten oder wach gewesen waren.

In der zweiten Nacht gab es keinerlei signifikante Unterschiede in Bezug auf die Schlafdauer, die Schlafeffizienz (also die tatsächliche Schlafdauer in Relation zur im Bett verbrachten Zeit), die Einschlaflatenz, Wachzeiten, REM-Schlaf, Non-REM-Schlaf, Aufwachreaktionen oder Wellenmuster zwischen der Insomnie- und der Kontrollgruppe. In beiden Gruppen gaben Teilnehmende vergleichbar häufig an, wach gewesen zu sein, als das Wecksignal ertönte – obwohl dieses stets im Non-REM-Tiefschlaf ausgelöst wurde. Die Kontrollen gaben Wachheit bei 145 der 299 Weckungen an, die Patientinnen und Patienten mit Insomnie bei 150 von 260 Weckungen.

Ein Hinweis auf die Genese der Wachwahrnehmung trotz Tiefschlaf zeigte sich in der PSG: Die Wachwahrnehmung war über beide Gruppen hinweg assoziiert mit einer deutlichen kortikalen Aktivität zwei Minuten vor dem Wecksignal. Ein kleiner Teil des Gehirns war demnach aktiv („wach“), während der Rest im Schlafmodus ist.

Die Studie stärkt laut der Expertin die Empfehlung für die kognitive Verhaltenstherapie-Insomnie (KVT-I) als primäre Therapie. Man könne Patientinnen und Patienten mit Insomnie guten Gewissens erklären, dass keine objektive Störung der Schlaf-Wach-Regulation vorliegt und dass die Therapie das Ziel hat, die Lebensqualität zu verbessern. Wichtig sei es zudem, eine Übermedikation mit Hypnotika zu vermeiden.

Zum Eindruck des beeinträchtigten Schlafs tragen wahrscheinlich auch Emotionen wie eine schlafbezogene Angst bei, erläuterte Schneider. Eine besonders effektive Komponente der KVT-I bei chronischer Insomnie ist die Bettzeitrestriktion: Die Betroffenen sollten nur so lange im Bett sein, wie sie angeben, pro Nacht zu schlafen. Viele machen genau das Gegenteil – sie gehen immer früher ins Bett, stehen später auf und erleben dadurch vermehrt Wachzeiten über die Nacht, ohne jedoch die Schlafzeit zu verlängern.

Quelle: DGPPN* Kongress 2024

* Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie , Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V