Schilddrüsenkrebs Keine Radiojodtherapie bei Low-Risk-Tumoren

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Knapp die Hälfte der Studienteilnehmer hatte sich nach Thyreoidektomie einer Radiojodtherapie unterzogen. Knapp die Hälfte der Studienteilnehmer hatte sich nach Thyreoidektomie einer Radiojodtherapie unterzogen. © iStock/Mohammed Haneefa Nizamudeen

Bei differenzierten Low-Risk-Schilddrüsenkarzinomen verbessert eine Radiojodtherapie nach Thyreoidektomie den Behandlungserfolg nicht, wie Studiendaten zeigen. Das könnte Auswirkungen auf die Behandlungsempfehlungen bei Schilddrüsenkrebs nehmen.

Bei Low-Risk-Schilddrüsentumoren ist die Radiojodtherapie nach totaler Thyreoidektomie i.d.R. wohl nicht erforderlich. Wie Dr. Sophie Leboulleux von der Universität Paris-Saclay in Villejuif und Kollegen in einer randomisierten kontrollierten Studie gezeigt haben, verhindert die Behandlung mit dem Jod-131 keine Rezidive.

Die Wissenschaftler hatten 730 Männer und Frauen mit gut differenziertem thyreoidalem Malignom von maximal zwei Zentimetern Durchmesser untersucht. Knapp die Hälfte der Studienteilnehmer hatte sich nach Thyreoidektomie einer Radiojodtherapie unterzogen, die übrigen blieben ohne diese Behandlung. Keiner der Patienten wies Risikofaktoren wie einen aggressiven Subtyp, eine Ausdehnung des Tumors über die Schilddrüse hinaus oder zervikale Lymphknotenmetastasen auf. Auch die postoperative Sonographie war bei allen unauffällig.

Nach dreijähriger Beobachtungszeit suchte man mittels Bildgebung und Thyreoglobulinspiegeln nach Zeichen für eine residuale oder rezidivierte Erkrankung. Es zeigten sich keine klinisch relevanten Unterschiede.

In beiden Gruppen mehr als 95 % ohne Rezidiv

In der Radiojodgruppe blieben nach drei Jahren 95,9 % der Patienten ohne Hinweis auf ein Rezidiv oder eine residuale Erkrankung, in der Vergleichsgruppe waren es 95,6 %. Damit kann die Nichtunterlegenheit eines Verzichts auf die Radiojodbehandlung als belegt gelten, meint auch Prof. Dr. David Cooper von der Johns Hopkins University in Baltimore. Er weist darauf hin, dass die Radiojodtherapie schon seit etwa zehn Jahren zunehmend seltener eingesetzt werde.

Quellen:
1. Leboulleux S et al. N Engl J Med 2022; 386: 923-932; DOI: 10.1056/NEJMoa2111953
2. Cooper DS. N Engl J Med 2022; 386: 990-991; DOI: 10.1056/NEJMe2200665