Systemische Inflammation Körperliche Aktivität ist nur in der Freizeit gesund

Autor: Dr. Anne Benckendorff

Körperliche Aktivität im Beruf bietet nicht ausreichend Ruhepausen für eine Regeneration und fördert so Inflammationsprozesse im Körper. Körperliche Aktivität im Beruf bietet nicht ausreichend Ruhepausen für eine Regeneration und fördert so Inflammationsprozesse im Körper. © Daniel Hohlfeld – stock.adobe.com

Menschen, die beruflich schwere körperliche Arbeit verrichten, haben ein höheres Risiko für koronare Herzerkrankung und Tod als Menschen, die beruflich physisch weniger gefordert sind.

Das gilt auch, wenn man Faktoren wie Rauchen, Alkohol, Body Mass Index und Bildungsgrad herausrechnet. Körperliche Aktivität in der Freizeit dagegen senkt das Herz-Kreislauf-Risiko. Dieses „Paradox der körperlichen Aktivität“ könnte mit dem Faktor Inflamma­tion zu tun haben, wie die Ergebnisse einer neuen dänischen Untersuchung vermuten lassen.

Zu den Erklärungsansätzen für diese Diskrepanz gehört, dass berufliche körperliche Aktivität nicht ausreichend Ruhepausen für eine Regeneration erlaubt. Dadurch verbleibt die durch die Aktivität angestoßene Inflammation auf erhöhtem Level, was das Risiko für Atherosklerose und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigert. 

Um diese These weiter zu untersuchen, haben Forscher um Prof. Dr. Joshua Feinberg vom Holbaek Hospital in Holbaek kürzlich Teilnehmer zweier longitudinalen Kohortenstudien nach ihrer körperlichen Aktivität während Arbeit und Freizeit befragt. Basierend auf einer einheitlichen Quantifizierung (gehobene Tonnen pro Jahr) wurde für jeden die Intensität der körperlichen Aktivität im Beruf und in der Freizeit als hoch oder niedrig eingestuft. Außerdem haben die Forscher den Spiegel des Entzündungsmarkers hs-CRP (high-sensitivity C-Reactive Protein) im Blut gemessen. Insgesamt konnten die Daten von gut 5.300 Teilnehmern mit einem Durchschnittsalter von 54 Jahren analysiert werden, davon gut zwei Drittel Männer. 

Wie die nicht-adjustierte Auswertung ergab, stiegen die hs-CRP-Spiegel mit wachsendem Ausmaß körperlicher Aktivität während der Arbeit an. Ganz im Gegenteil zu anstrengenden Betätigungen in der Freizeit. Hier waren die hs-CRP-Spiegel bei hoher körperlicher Aktivität niedrig und bei niedrigem Aktivitätslevel hoch. Nach statistischer Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Raucherhistorie, Anzahl der chronischen Erkrankungen, Body-Maß-Index und Alkohol schwächte sich der erste Zusammenhang etwas ab. Aus Sicht der Autoren sprechen die Ergebnisse nichtsdestotrotz dafür, dass systemische Inflammation das Paradoxon der körperlichen Aktivität erklären könnte.

Quelle: Feinberg JB et al. Br J Sports Med 2022; DOI: 10.1136/bjsports-2022-105429