Belastungsdyspnoe und Husten Sportlich überlastet

Autor: Friederike Klein

Bei belastungsinduzierter Vocal Cord Dysfunction kommt es zu paradoxen Schließbewegungen der Stimmlippen. (Agenturfoto) Bei belastungsinduzierter Vocal Cord Dysfunction kommt es zu paradoxen Schließbewegungen der Stimmlippen. (Agenturfoto) © Krakenimages.com – stock.adobe.com

Wenn Sportler über Atemnot klagen, kommen verschiedene Differenzialdiagnosen in Betracht. Neben einem Anstrengungsasthma und belastungsinduzierter Bronchokonstriktion sollte man zum Beispiel auch an eine Vocal Cord Dysfunction denken.

Zu einer belastungsinduzierten Bronchokonstriktion kommt es bei Wettkampfsportlern relativ häufig. Ist beim betroffenen Athleten ein Asthma bronchiale bekannt, spricht man laut der World Anti-Doping Agency von einem belastungsinduzierten Asthma. In diesem Fall spielt vor allem eine hohe Ventilationsrate als Risikofaktor eine Rolle.

Besonders gefährdet sind Athleten, deren Belastung länger als 5–8 Minuten andauert und/oder in kalter oder trockener Umgebung stattfindet – dazu gehören unter anderem Langstreckenläufer, Radfahrer und etliche Wintersportler, aber auch Schwimmsportler. Bei Letzteren kommt zur hohen Ventilationsfrequenz die Chlorexposition hinzu, so Prof. Dr. Stephan Sorichter, Klinik für Pneumologie und Beatmungsmedizin der Artmedkliniken Freiburg.

Kurzatmigkeit zeigt Leistungsgrenze auf

Typisch ist eine über die Dauer der Belastung zunehmende Dyspnoe. Während oder unmittelbar nach der körperlichen Anstrengung kommt es zu Husten, erschwerter Exspiration, Giemen und etwas später zu thorakalem Engegefühl. Sekret wird vermehrt gebildet. Kurzatmigkeit ist kein typisches Symptom des Belastungsasthmas, sondern eher ein Zeichen dafür, dass die Leistungsgrenze erreicht ist, meinte Prof. Sorichter.

Er stellte zwei Kasuistiken vor, die zwar primär an ein Belastungsasthma denken ließen, bei denen Symptome und Befunde dann aber in eine andere Richtung wiesen. So berichtete der Kollege von einer 14-jährigen Leistungsschwimmerin aus dem Jugendkader, die bislang gesund war. Sie trainierte mindestens zehn bis zwölf Stunden pro Woche. Während eines Trainingslagers entwickelte sie einen leichten grippalen Infekt, die Tests auf SARS-CoV-2 und Influenza blieben negativ. Zwei Wochen später trat dann plötzlich während eines Wettkampfs akut Dyspnoe auf, die 14-Jährige musste den Wettkampf abbrechen. Beim nächsten Start erging es dem Mädchen genauso. Fortan bemerkte sie im Training bei höherer Belastung eine pfeifende Atmung, die sich nach Belastungsstopp rasch besserte.

Labor, kardiologische Befunde und Spirometrie waren unauffällig. Die ausbelastende Spiroergometrie musste jedoch kurz nach Erreichen des aeroben/anaeroben Übergangs abgebrochen werden. Es kam zu einem plötzlich einsetzenden inspiratorischen Stridor mit Hyperventilation. Die Beschwerden besserten sich rasch nach Belastungsabbruch. „Ein typischer Befund einer belastungsinduzierten Vocal Cord Dysfunction“, konstatierte Prof. Sorichter.

Logopädie, Entspannung und Atemtherapie helfen

Diese manifestiert sich häufig nach einem Infekt und kann mit Logopädie, Entspannungsübungen und/oder Atemtherapie behandelt werden. Wichtig ist, den Betroffenen zu erklären, dass sie nichts Bösartiges haben, es aber ein paar Wochen bis zur Besserung dauern kann. Bis dahin sollte bei Auftreten der Symptome Tempo aus dem Training herausgenommen werden.

Eine zweite Kasuistik: Eine 24-jährige Radsportlerin mit bekannter Polyallergie, allergischem Asthma und allergischer Rhinokonjunktitis stellte sich bei dem Kollegen wegen zunehmender Asthmaanfälle nach körperlicher Belastung trotz medikamentöser antiasthmatischer Therapie vor. Die Lungenfunktion war normal, im Metacholintest zeigte sich eine mittelgradige bronchiale Hyperreagibilität. Subjektiv gab die Patientin einen deutlichen Unterschied der Atemwegsenge bei Belas­tung und im Provokationstest an. Auch sie hatte eine Vocal Cord Dysfunction – neben einem Asthma bronchiale.

Quelle:
62. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin