Parkinsonismus Komorbidität oder Medikamentenfolge?
Treten bei Patienten unter antipsychotischer Medikation Tremor, Rigor, Bradykinese, vermehrter Speichelfluss oder Rabbit-Syndrom auf, kann es sich um einen Parkinsonismus infolge der Therapie handeln. Möglich ist aber auch eine bislang nicht diagnostizierte komorbide Bewegungsstörung, sagte PD Dr. Katharina Kubera von der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg. An eine Komorbidität sei vor allem zu denken, wenn die Symptome schon bei geringen Dosierungen von D2-Blockern auftreten. Der Beginn einer Antipsychotikatherapie kann nämlich schon bestehende leichte Parkinsonsymptome demaskieren. Ideal wäre es natürlich, eine komorbiden Bewegungsstörung schon zu erkennen, bevor eine Behandlung mit Antipsychotika begonnen wird, sagte Dr. Kubera.
Im Prinzip können fast alle Antipsychotika außer Quetiapin und Sertindol extrapyramidalmotorische Symptome (EPMS) auslösen. Am ehesten treten sie bei einer mindestens 85%igen D2-Rezeporblockade auf. Bei Risperidon beispielsweise sind Dosierungen über 6 mg hinaus nicht stärker therapeutisch wirksam, führen aber zu einem deutlichen Anstieg des Risikos für EPMS.
Der Parkinsonismus kann unter längerfristiger Therapie selbst in eine chronische Form übergehen. Behandlungsoptionen sind eine Dosisreduktion oder der Wechsel zu einem Antipsychotikum mit geringerer EPMS-Neigung. Alternativ kommt die Gabe eines Anticholinergikums infrage, die jedoch alle drei Monate überprüft werden sollte. Anticholinergika sollten zudem nicht zur Nacht gegeben werden, da die EPMS dann ohnehin weniger ausgeprägt sind, riet Dr. Kubera. Bei tardiven Dyskinesien sollten Anticholinergika nicht eingesetzt werden, denn sie können die Symptome weiter verschlechtern. Off label kommt bei Parkinsonismus unter Antipsychotika außerdem Amantadin infrage.
Quelle: DGPPN-Kongress* 2023
* Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V.