Dem Suizid ein paar Yards näher? Kopfverletzungen bei Football-Spielern verstärken womöglich Selbstmordgedanken
Obwohl die Diagnose erst post mortem gesichert werden kann, leiden einige Football-Spieler bereits zu Lebzeiten an Symptomen, die auf eine CTE hindeuten.
In einer Querschnittsstudie hat ein Forscherteam aus den USA und der Schweiz untersucht, wie viele ehemalige Spieler, die nach eigener Einschätzung von einer CTE betroffen sein könnten, suizidgefährdet sind. Eingeschlossen wurden Football-Spieler, die zwischen 1960 und 2020 bei einer Profimannschaft unter Vertrag gestanden hatten. Insgesamt machten 4.180 ehemalige Spieler Angaben zu demografischen Daten, footballassoziierten Expositionen sowie aktuellen Gesundheitsproblemen. Folgedaten zur subjektiven Einschätzung einer CTE sowie Angaben zu depressiven Symptomen anhand des 9-item Patient Health Questionnaire (PHQ-9) lagen von 1.980 Teilnehmern vor.
Insgesamt gaben 681 Teilnehmer (34,4 %) an, nach eigener Meinung unter einer CTE zu leiden. Diese Einschätzung korrelierte signifikant mit subjektiv empfundenen kognitiven Schwierigkeiten, niedrigem Testosteronspiegel, Kopfschmerzen, Anzeichen für eine Gehirnerschütterung während der aktiven Spielzeit, depressiven, emotionalen und verhaltensbedingten Kontrollstörungen, Schmerzen und einem jüngeren Alter. Mehr als ein Viertel (25,4 %) der Teilnehmer mit selbstdiagnostizierter CTE litt nach eigenen Angaben unter Selbstmordgedanken, während es bei den übrigen nur 5 % waren. Auch nach Anpassung an Prädiktoren für Suizidalität war die Wahrscheinlichkeit, dass Männer mit subjektiv empfundener Enzephalopathie diese Angabe machten, doppelt so hoch.
Anzeichen für frühe Neurodegeneration
In einem Kommentar zur Studie warnen Forschende vom Boston University Alzheimer’s Disease Research Center jedoch vor dem Rückschluss, dass eine subjektiv wahrgenommene CTE an und für sich ein Risiko für Suizidalität birgt: „Suizidalität ist ein komplexes Phänomen mit multifaktoriellen biologischen und nicht-biologischen Ursachen.“ So sei es möglich, dass entsprechende Studienteilnehmer bereits im Vorfeld unter Symptomen wie Suizidalität gelitten hatten. „Darüber hinaus wies die CTE-Gruppe einen insgesamt schlechteren Gesundheitszustand und größere subjektiv empfundene kognitive Probleme auf – ein Anzeichen für eine frühe neurodegenerative Erkrankung.“
1. Grashow R et al. JAMA Neurol 2024; DOI: 10.1001/jamaneurol.2024.3083
2. Alosco ML, Yaffe K. JAMA Neurol 2024; DOI: 10.1001/jamaneurol.2024.3078