Verschenkte Chancen bei Herzinsuffizienz Leitliniengerechte Therapie wenig beachtet

Autor: Dr. Anna Millenaar

Trotz klarer Leitlinien bleibt die Therapie der Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) oft hinter den Empfehlungen zurück. Trotz klarer Leitlinien bleibt die Therapie der Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) oft hinter den Empfehlungen zurück. © MQ-Illustrations - stock.adobe.com

Trotz klarer Leitlinien bleibt die Therapie der Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) oft hinter den Empfehlungen zurück. Eine Studie zeigt, dass nicht nur die Verschreibungshäufigkeit zu niedrig ist, sondern auch die Dosierung über 12 Monate stagniert oder sogar abnimmt.

Bei Menschen mit einer Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) bestehen nach einer Hospitalisierung erhebliche Defizite bei der Einleitung und Aufdosierung der leitliniengerechten Therapie („guideline-directed medical therapy“, GDMT). Zu diesem Schluss kommt ein Teamum Satoshi Shoji, Duke University School of Medicine, Durham, das die Umsetzung im Alltag untersucht hatte.

Zu selten verschrieben, zu niedrig dosiert

Im Rahmen der CONNECT-HF-Studie analysierten die Forschenden bei 4.646 Menschen mit einer HFrEF die Anwendung von GDMT bei der Entlassung aus dem Krankenhaus und im Verlauf des darauffolgenden Jahres. Die Patientinnen und Patienten hatten ein Durchschnittsalter von 63 Jahren, 34 % waren Frauen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Anwendung von GDMT-Medikamenten über zwölf Monate hinweg niedrig blieb und sich z. T. sogar verringerte. So sank beispielsweise die Nutzung von Betablockern von 84 % bei der Entlassung auf 78 % nach einem Jahr. Die Verwendung von ACE-Hemmern, Angiotensinrezeptorblockern (ARB) und Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ARNI) verringerte sich von 73 % auf 65 % nach einem Jahr. Auch die Titration auf mindestens 50 % der empfohlenen Zieldosierung zeigte kaum Fortschritte: Bei Betablockern sank der Anteil von 35 % auf 32 %, bei ACE-Hemmern/ARB und ARNI von 28 % auf 25 %.

Eine wesentliche Erkenntnis der Studie ist, dass Patientinnen und Patienten, die bereits bei der Entlassung leitliniengerecht behandelt wurden, mit höherer Wahrscheinlichkeit diese Therapie auch langfristig fortführten und die geforderten Zieldosierungen erreichten. Für bessere Ergebnisse bei der Herzinsuffizienztherapie ist es dem Autorenteam zufolge entscheidend, die GDMT schon während der stationären Behandlung einzuleiten.

Quelle: Shoji S et al. J Am Heart Assoc 2024; 13: e036998; doi: 10.1161/JAHA.124.036998