Süßstoff und Appetit Light-Getränke machen hungriger
Eine Cross-over-Studie liefert neue Indizien für die appetitsteigernde Wirkung von Süßstoff. Besonders anfällig scheinen Frauen und Adipöse zu sein.
Sucralose oder Saccharose auf nüchternen Magen
Bei den 72 Teilnehmern der Studie handelte es sich um gesunde Erwachsene zwischen 18 und 35 Jahren. Sowohl normal- als auch übergewichtige Personen mit in den letzten drei Monaten stabilem Gewicht wurden in die Untersuchung eingeschlossen, der BMI bewegte sich zwischen 19,18 und 40,72. Die Anamnese in puncto Essstörungen und Drogenkonsum war negativ. Alle Teilnehmer waren Nichtraucher.
Jeder Patient wurde im Studienverlauf dreimal um 8.00 Uhr morgens – nach zwölfstündiger Nüchternphase – einbestellt. An den drei Terminen nahmen die Teilnehmer jeweils ein 300-ml-Getränk zu sich, das entweder mit 75 g Saccharose oder Sucralose in individueller Dosis gesüßt war. Wasser diente als Kontrolle. Jeder Patient hatte am Ende der Studie Testläufe mit allen drei Getränken absolviert.
Nach dem Konsum wurde die Reaktion der Teilnehmer auf die bildliche Präsentation verschiedener Speisen untersucht. Dazu führte man jeweils ein funktionelles MRT durch, bei dem das Augenmerk auf das sauerstoffabhängige Durchblutungssignal in appetitrelevanten Hirnzentren des präfrontalen und orbitofrontalen Cortex gerichtet war. Es zeigte sich, dass es bei Frauen sowie Adipösen beiderlei Geschlechts nach Konsum des künstlich gesüßten Getränks – im Vergleich zum zuckerhaltigen Drink – zu einem stärkeren Durchblutungsanstieg in den untersuchten Hirnregionen kam.
Blutanalysen ergaben zudem, dass das Peptidhormon Acyl-Ghrelin, das in die Steuerung von Hunger und Sättigung involviert ist, nach Saccharosekonsum absank, so wie es nach Nahrungsaufnahme normal ist. Nach Konsum des Sucralose-Getränks dagegen fiel die Suppression des Appetithormons signifikant geringer aus. Dies war sowohl bei Normalgewichtigen als auch bei Übergewichtigen und Adipösen zu beobachten.
Die mögliche Bedeutung der dokumentierten Süßstoffeffekte für das echte Leben zeigte sich am Büffet: Zwei Stunden nach jedem Testdrink stand für die Probanden ein üppig gedeckter Tisch bereit, an dem sie sich nach Lust und Laune bedienen durften. Dabei fiel auf, dass Frauen nach dem mit Sucralose gesüßten Drink deutlich mehr Kalorien zu sich nahmen als nach dem gezuckerten Getränk. Bei den Männern ergab sich kein solcher Unterschied.
Quelle: Yunker AG et al. JAMA Netw Open 2021; 4: e2126313; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.26313