Mammakarzinom: Mit einem gesunden Lebensstil das Risiko senken
Potenzielle Risikofaktoren für ein Mamma-Ca gibt es massenhaft. Dementsprechend heterogen ist die Studienlage, schreiben Privatdozent Dr. Johannes Stubert, Universitätsfrauenklinik und Poliklinik, Klinikum Südstadt Rostock, und Kollegen. Mittlerweile sind Tendenzen jedoch erkennbar. Am bedeutsamsten sei der Einfluss von Lifestyle-Faktoren bei Frauen mit hohem Grundrisiko. Experten schätzen, dass durch Anpassen des Lebensstils jedes vierte Mammakarzinom vermieden werden kann.
Als ein zu vermeidender Faktor gilt übermäßiger Alkoholkonsum, bei dem eine nahezu lineare Dosis-Risiko-Korrelation vorliegt: Pro 10 g Alkohol täglich erhöht sich das Mamma-Ca-Risiko um 2–12 %. Auch das Rauchen sollten Risikopatientinnen überdenken – Studien zufolge steigt das Risiko dadurch um 3,1–4,6 %.
Idealerweise eine halbe Stunde pro Tag trainieren
Nachgewiesen ist ebenfalls der negative Effekt von Übergewicht, das mit einer Risikosteigerung um 8,8–12,1 % bei endokrin sensitiven Karzinomen zu Buche schlägt. Allerdings scheinen zusätzlich Fettverteilungsmuster und Alter einen Einfluss zu haben: Sind Frauen bereits als 18-Jährige dick, reduziert sich vermutlich ihr Risiko, während eine spätere Gewichtszunahme sowie Bauchspeck karzinomfördernd wäre. Welchen Einfluss die Ernährung hat, ist weiterhin uneindeutig. Generell wird ballaststoffreiches Essen oder ein mediterraner Ernährungsstil empfohlen, denn für beides wurden protektive Effekte (bei ER-negativem Krebs) belegt. Eine allgemein „gesunde“ Ernährung ist aber nie verkehrt, fügen die Autoren hinzu. Und für fast jede Frau praktikabel: 30 min Sport und körperliche Aktivität täglich. Vor allem postmenopausale Karzinome ließen sich so verhindern – mit intensiverem und längerem Training besser als mit kurzer Belastung.
Stress und Arbeitsbelastung per se offenbar ohne Einfluss
Nur bedingt umsetzbar ist der protektive Effekt einer Schwangerschaft. Jedes Kind senkt das Risiko für (ER-negativen) Brustkrebs um 7 %. Stillt die Frau, verringert es sich das ab dem ersten Jahr relativ um zusätzliche 4,3 % jährlich. Oft überschätzt wird dagegen der vermeintlich negative Einfluss von Stress und Arbeitsbelastung, meinen die Rostocker Ärzte. Ursächlich für den subjektiv empfundenen Zusammenhang könnte der oft mit Stress einhergehende ungesunde Lebensstil sein. Untersuchungen, in denen z.B. der Einfluss von Ernährung, Alkohol- und Nikotinkonsum herausgerechnet wurde, zeigen keine eindeutige Zunahme der Inzidenz. Der Faktor Nachtschichtarbeit könnte noch am ehesten eine Korrelation aufweisen – eindeutig belegt ist dies aber nicht. Inwieweit eingeschränkte Körperwahrnehmung und hinausgezögerte Vorsorgeuntersuchungen bei Stress das Risiko beeinflussen, kann ebenfalls nur spekuliert werden.
Quelle: Stubert J et al. internistische praxis 2018; 60: 467-475