Mammakarzinom: Lebensstiländerung erhöht die Chance auf krankheitsfreies Überleben

Autor: Birgit-Kristin Pohlmann

Eine Lebensstilintervention ist sinnvoll für die Prognose übergewichtiger Brustkrebspatientinnen. Eine Lebensstilintervention ist sinnvoll für die Prognose übergewichtiger Brustkrebspatientinnen. © iStock.com/monkeybusinessimages

Nach einem frühen Mammakarzinom krankheitsfrei bleiben: Die Chance erhöht sich laut neuen Studien­daten, wenn Frauen aktiv eine gesunde Lebensweise umsetzen. Besonders wichtig scheint zu sein, ein bestehendes Übergewicht abzubauen.

Es sei bekannt, dass Übergewicht und wenig Bewegung mit einem erhöhten Risiko für die Entstehung eines Mammakarzinoms einhergehen, erläuterte Professor Dr. ­Wolfgang Janni, Direktor der Universitäts-Frauenklinik Ulm. Zudem scheinen übergewichtige Frauen ein erhöhtes Rückfallrisiko und damit eine geringere Überlebenswahrscheinlichkeit zu haben.

Zwei mögliche Lebensstil- Interventionsprogramme

Vor diesem Hintergrund wurde den Teilnehmerinnen der Phase-III-Studie SUCCES C ein Lifestyle-Interventionsprogramm angeboten. Alle Patientinnen hatten ein frühes – nicht fernmetastasiertes – HER2-negatives Mammakarzinom und waren mit ein bis zwei Chemotherapien erfolgreich behandelt worden. Im Rahmen des Interventionsprojekts wurde die krankheitsfreie Zeit (DFS) untersucht.

Von den insgesamt 3643 Studienteilnehmerinnen wurden 2292 Frauen für das Lifestyle-Interventionsprogramm randomisiert. Alle hatten einen erhöhten Body Mass Index (BMI ≥ 24). Den Frauen standen zwei Interventionsmöglichkeiten zur Verfügung:

  • sie erhielten entweder allgemeine Hinweise für eine gesunde Lebensführung oder
  • sie wurden über zwei Jahre telefonisch individuell begleitet und betreut, um eine moderate Gewichtsreduktion zu erzielen.

Die Patientinnen erhielten im Rahmen dieses Projektes individuelle Ernährungshinweise sowie Tipps für mehr körperliche Bewegung.

Die detaillierte Auswertung verdeutlichte: Jene Patientinnen, die sich konsequent an die Hinweise zur gesunden Lebensführung gehalten hatten – sei es beim telefonischen Lifestyle-Projekt oder im Rahmen der allgemeinen Hinweise – hatten nach zwei Jahren eine signifikant höhere DFS-Rate im Vergleich zu den Teilnehmerinnen, die ihre Lebensstiländerung vorzeitig abgebrochen hatten (HR 0,35; 95%-KI 0,27–0,45; p < 0,001).

Auf den ersten Blick gibt es keinen Unterschied

Nach Ablauf der zweijährigen Interventionsphase hatten die Patientinnen, die an dem telefonischen Lifestyle-Projekt teilgenommen hatten, im Mittel ein Kilogramm Körpergewicht verloren, während die Frauen der Kontrollgruppe an Gewicht zugenommen hatten (p < 0,001). Die Intent-to-treat-Analyse ergab allerdings keinen signifikanten DFS-Unterschied zwischen den zwei Gruppen.

Individuelle Betreuung zahlt sich offenbar aus

Diejenigen Frauen, die dem telefonischen Lifestyle-Projekt zugeordnet waren, hatten wiederum eine um etwa 50 % höhere Chance auf ein DFS als jene ohne individuelle Betreuung. Dies zeigte sich unabhängig vom Alter, dem Menopausen-Status, der Tumorgröße, dem HR-Status und der eingesetzten Chemotherapie.

Tumorstadium und -biologie bleiben wichtigste Faktoren

Laut Prof. Janni sind explorative Analysen grundsätzlich mit Vorsicht zu interpretieren. Dennoch liege nahe, dass eine individuelle telefonische Betreuung im Rahmen eines Lifestyle-Projektes wahrscheinlich einen positiven Einfluss auf die Prognose der Patientinnen mit frühem Mammakarzinom habe. Voraussetzung sei aber eine gute Compliance und konsequente Umsetzung. Eine Lifestyle-Intervention ist laut dem Experten unter einem prognostischen Aspekt sinnvoll, die wichtigsten Faktoren blieben aber trotz allem das Tumorstadium und die Tumorbiologie. Einen möglichen Bias der Untersuchung sieht er darin, dass die Patientinnen, die an dem Lifestyle-Projekt teilgenommen haben, möglicherweise von vorneherein motivierter waren, sich fit zu halten.

Quelle:
San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS) 2018
Janni W et al. SABCS 2018; GS5-03