Brustkrebs: Diabetesgerechte Ernährung hält die Mortalität niedrig
„Brustkrebspatientinnen tragen ein erhöhtes Risiko für Diabetes Typ 2. Wir wollten wissen, wie sich eine diabetesgerechte Ernährung auf das Überleben dieser Frauen auswirkt“, erklärte Dr. Tengteng Wang von der Harvard Medical School in Boston.1 Die Epidemiologin und ihr Team analysierte dazu die Daten von 8320 Frauen mit diagnostiziertem Mammakarzinom der Stadien I-III. Diese waren Teil der beiden US-amerikanischen Kohortenstudien Nurses’ Health Study I und II.
Um den potenziellen Einfluss der Ernährung auf das Überleben abzuschätzen, ermittelten die Forscher die Adhärenz der Teilnehmerinnen gegenüber diabetesgerechter Lebensmittel anhand eines DRRD*-Scores. Dieser gewichtet Faktoren wie Ballaststoffzufuhr, den Genuss von Kaffee, Nüssen und Früchten sowie das Verhältnis von ungesättigten zu gesättigten Fettsäuren. Median 13 Jahre nach der Brustkrebsdiagnose waren 2146 der 8320 Teilnehmerinnen gestorben, 948 von ihnen an ihrem Tumor.
Östrogenrezeptor-Status und Tumorstadium ohne Einfluss
Frauen, die sich ab ihrer Diagnose konsequent diabetesgerecht ernährten – also im höchsten Quantil des DRRD-Scores lagen – hatten ein um 13 % geringeres brustkrebsassoziiertes Sterberisiko als Patientinnen im untersten Quantil (Hazard Ratio [HR] 0,87; p-trend = 0,13). Ihre Gesamtmortalität lag um 31 % niedriger (HR 0,69; p-trend < 0,0001). Die Effekte waren unabhängig vom Östrogenrezeptor-Status und dem Tumorstadium.
Hatten sich die Frauen vor der Diagnose „schlecht“ ernährt und ab diesem Zeitpunkt „gut“, reduzierte sich ihr brustkrebsassoziiertes Sterberisiko um 20 % verglichen mit Patientinnen, die durchgehend kaum auf ihre Ernährung achteten. Wer permanent zu diabetesgerechten Lebensmitteln gegriffen hatte, konnte die Wahrscheinlichkeit um 9 % verringern. Bei Frauen, die erst seit der Erkrankung nicht mehr diabeteskonform aßen, reduzierte sich das brustkrebsbezogene Sterberisiko um 8 %. Die Gesamtmortalität sank abhängig vom Essverhalten um 14 %, 18 % bzw. 4 %.
Maßgeblichen Einfluss auf diesen Zusammenhang könnte der glykämische Index bzw. die glykämische Last haben.2 Charlotte Debras, Universität Paris, präsentierte erste Ergebnisse der seit 2009 laufenden NutriNet-Santé-Studie, für die mehr als 81 000 Frauen regelmäßig Angaben zu ihrem Lebensstil machen.
Die Daten, die auf einer Beobachtung von median 7,7 Jahren basieren, unterstreichen die Bedeutung einer möglichst geringen Zufuhr stark zuckerhaltiger Lebensmittel. Das Krebsrisiko – insbesondere für ein Mammakarzinom – lag bei Frauen mit der höchsten glykämischen Last deutlich über dem der Teilnehmerinnen mit den niedrigsten Werten. Dies galt vor allem für postmenopausale Patientinnen (HR 1,64; p = 0,03).
* diabetes risk reduction diet
Quellen:
1. Wang T et al. San Antonio Breast Cancer Symposium 2020 virtual; GS2-09
2. Debras C et al. A.a.O.; GS2-07