Eisen ist wichtiger als Gold Mangel bei Sportlerinnen und Sportlern mit angepasster Ernährung vorbeugen

Autor: Dr. Susanne Meinrenken / Dr. Sascha Gehrken

Viele Athletinnen und Athleten leiden unter Eisenmangel. Von Supplementen wird abgeraten. Viele Athletinnen und Athleten leiden unter Eisenmangel. Von Supplementen wird abgeraten. © pavel1964 – stock.adobe.com

Ein Eisenmangel droht vielen Sporttreibenden. Mit ein paar Kniffen in der Ernährung lässt sich das Defizit aber abwenden. Wichtig ist dabei nicht nur, was auf den Tisch kommt, sondern auch, wann gegessen wird.

Was den Eisenstoffwechsel angeht, stecken Sportlerinnen und Sportler in der Zwickmühle: Einerseits brauchen sie das Spurenelement, um den erhöhten Sauerstoffbedarf z. B. in der Muskulatur zu decken. Andererseits sorgt die Betätigung aber selbst dafür, dass sich ein Eisenmangel entwickelt. 15−35 % der weiblichen und 3−11 % der männlichen Athleten sind davon betroffen. Dies gilt insbesondere für den Ausdauersport, betont das Team um Svenja Nolte vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Gießen. Die Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung liegt bei etwa 5 %.

Folgende sportbedingte Faktoren begünstigen ein Defizit:

  • vermehrtes Schwitzen, Hämaturie und gastrointestinale Blutungen
  • hämatologische Anpassungen durch erhöhte Eisenverwertung
  • inflammatorische Prozesse

Zu Letzteren gehört eine Interleukinausschüttung und damit eine gesteigerte Hepcidin-Produktion in der Leber. Hepcidin wiederum hemmt die Eisenresorption im Darm. Adressieren lässt sich dieses Problem vor allem über die Ernährung. Da der Hepcidinspiegel auch einer zirkadianen Rhythmik unterliegt, sollten eisenreiche Lebensmittel bevorzugt am Vormittag, vor oder innerhalb von 30 Minuten nach dem Sport gegessen werden.

Insgesamt spielt eine eisenreiche Ernährung die größte Rolle, um einen Mangel bei sportlich aktiven Menschen zu vermeiden. Häm-Eisen (Fe2+) aus tierischen Quellen kann der Körper leichter resorbieren als das in Gemüse und Getreide vorkommende Nicht-Häm-Eisen (Fe3+). Aus Nachhaltigkeitsgründen und wegen des karzinogenen Potenzials rät das Autorenteam aber dazu, den Fleischverzehr auf 300 g pro Woche zu begrenzen. Zudem verbessern bereits kleine Mengen an Häm-Eisen in der Mahlzeit auch die Aufnahme von pflanzlichem Fe3+ relevant. Athletinnen und Athleten, die sich sich rein vegetarisch ernähren, müssen etwa 10 % mehr Eisen zu sich nehmen.
 

Essein beeinflusst die Eisen (III)-Resorption

Inhibitoren:

  • Phytate (z.B. in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen)
  • polyphenolische Inhaltsstoffe (Tee, Kaffee, Rotwein, Schokolade)
  • Kalzium (Milchprodukte etc.), Zink, Mangan

Unterstützer:

  • Antioxidanzien wie Vitamin C (idealerweise ≥ 50 mg) und Karotinoide (Möhren, Kürbis, Tomaten etc.)
  • fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut oder Kimchi
  • gekochte Speisen (das Kochen reduziert die Phytate)

Diverse Inhaltsstoffe von Lebensmitteln beeinflussen die Resorption von Non-Häm-Eisen im Darm (s. Kasten). Phytate und Polyphenole z. B. können sie um 60–70 % senken. Die Bioverfügbarkeit lässt sich folglich verbessern, indem man bei einer eisenreichen Mahlzeit auf Inhibitoren verzichtet. Alternativ bietet es sich an, Fe3+-haltige Produkte mit Unterstützern zu kombinieren, z. B. Vollkornmüsli mit Orangensaft oder Vollkornpasta mit Tomatensoße. Von Nahrungsergänzungsmitteln mit Eisen wird explizit abgeraten, insbesondere bei Männern, jüngeren Sportlerinnen und Sportlern sowie postmenopausalen Frauen. Denn eine Überladung kann toxisch wirken und scheint mit verschiedenen Erkrankungen assoziiert zu sein.

Quelle: Nolte S et al. Dtsch Z Sportmedizin 2024; 75: 195-202; DOI: 10.5960/dzsm.2024.607