Psychische Erkrankung Mehr Frühgeburten, geringeres Geburtsgewicht
Ein Team um Dr. Julia Langham von der London School of Hygiene and Tropical Medicine in London verglich auf Basis von Registerdaten des England National Health Service das Schwangerschafts-Outcome von Frauen mit und ohne psychiatrische Behandlung in den letzten sieben Jahren vor der Schwangerschaft. Ca. 2.081.000 Frauen mit Einlingsgeburten zwischen 2014 und 2018 wurden in die bevölkerungsbasierte Kohortenstudie eingeschlossen.
In 7,3 % der Fälle gab es mindestens eine psychiatrische Konsultation in der Vorgeschichte. 0,3 % der Frauen waren in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden. 1,4 % hatten Kontakt zu einem Kriseninterventionsteam gehabt und 5,5 % Unterstützung durch die Gemeindehilfe erhalten. Diese Faktoren blieben ohne negativen Einfluss auf das Risiko für eine Totgeburt oder die Säuglingssterblichkeit in den ersten sieben Lebenstagen (adjustierte Odds Ratio, aOR, 1,11). Es zeigte sich aber ein erhöhtes Risiko für Frühgeburtlichkeit (vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche; aOR 1,53), für ein geringes Geburtsgewicht des Kindes (< 10. Perzentile; aOR 1,34) sowie für unerwünschte Ereignisse in der Neugeborenenzeit (aOR 1,37), berichten Dr. Langham und Kollegen. Die größte Gefahr bestand für Kinder, deren Mütter in eine psychiatrische Klinik eingewiesen oder erst im Jahr vor der Schwangerschaft behandelt worden waren.
Die Morbidität der Schwangeren erhöhte sich durch psychiatrische Belastungen nur geringfügig um 0,1 %. Die aOR erreichte 1,18.
Rauchen und zu wenig Bewegung ebenfalls relevant
Prinzipiell gibt es drei „Probleme“, die hinter der beobachteten Risikoerhöhung stecken können, schreibt Prof. Dr. Gordon Smith von der University of Cambridge. Da ist zum einen die Pathophysiologie psychischer Erkrankungen, zum anderen deren Pharmakotherapie. Außerdem gibt es Faktoren, die oft mit psychischen Beeinträchtigungen assoziiert sind und das Outcome schwangerer Frauen beeinflussen. Dazu gehören zum Beispiel sozioökonomische Benachteiligung, Rauchen, wenig Bewegung und fehlende bzw. verpasste Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft.
Quellen:
1. Langham J et al. Lancet Psychiatry 2023; DOI: 10.1016/S2215-0366(23)00200-6
2. Smith Gordon CS. Lancet Psychiatry 2023; DOI: 10.1016/S2215-0366(23)00236-5