Demenz Mentale Erkrankungen erhöhen das Risiko
Doch womöglich hat man ihren Einfluss bisher unterschätzt, denn die meisten prospektiven Studien haben nur die Depression im Fokus gehabt und auch keine langen Zeitspannen untersucht.
Eine populationsbasierte Registerstudie unter Leitung von Dr. Leah Richmond-Rakerd, Universität von Michigan, Ann Arbor, beleuchtet die Sache genauer. Die Analyse umfasste mehr als 1,7 Millionen Menschen, die zwischen 1928 und 1967 in Neuseeland auf die Welt gekommen waren und während des 30-jährigen Beobachtungszeitraums zwischen 1988 und 2018 zumindest für eine gewisse Zeit dort gelebt hatten. Das Geschlechterverhältnis in der Kohorte war ausgeglichen.
Psychisch Vorerkrankte entwickeln Demenz früher
Im Vergleich zu psychisch Gesunden ergab sich für Neuseeländer mit einer psychischen Erkrankung ein vierfach höheres Risiko, an Demenz zu erkranken. Die genauere Betrachtung zeigte: Das Risiko für eine Alzheimer-Erkrankung war knapp dreifach erhöht und das für andere Demenzformen fast sechsfach.
Von den Patienten, die an Demenz erkrankten, entwickelten diejenigen mit einer psychischen Vorbelastung die Demenz etwa 5,6 Jahre früher als die ohne psychische Vorerkrankung. Diese Assoziationen waren unabhängig von Faktoren wie Geschlecht, Alter, vorbestehenden körperlichen Erkrankungen und sozioökonomischer Situation.
Auch für einzelne psychische Entitäten ergaben sich Assoziationen mit späterer Demenz. Die Erhöhung des relativen Risikos bewegte sich etwa von dreifach (Neurosen) bis sechsfach (Psychosen).
Vorausgesetzt, es gäbe einen kausalen Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen und Demenz, könnte eine frühzeitige adäquate Behandlung das Demenzrisiko in der Bevölkerung senken, spekulieren die Autoren auf der Basis ihrer Ergebnisse. Dadurch ließe sich die Lebensqualität im Alter deutlich verbessern.
Quelle: Richmond-Rakerd LS et al. JAMA Psychiatry 2022; DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2021.4377