Demenz Folsäuremangel als Treiber?
Geringe Folsäurekonzentrationen im Serum stehen bei Senioren im Zusammenhang mit einer höheren Todes- und Demenzrate, so die Ergebnisse einer prospektiven Kohortenstudie aus Israel. Eingeschlossen in die Analyse waren über 27.000 Menschen zwischen 60 und 75 Jahren, die in den zehn vorangegangenen Jahren keine Demenzvorerkrankungen aufgewiesen hatten. Den zu Beginn der Untersuchung und mehrfach im Verlauf bestimmten Folsäurekonzentrationen im Serum stellte die Arbeitsgruppe um Dr. Anat Rotstein, Icahn School of Medicine, alle Neuerkrankungen und Todesfälle während des 58-monatigen Follow-ups entgegen.
Insgesamt zeigten 3.418 Teilnehmer einen Folsäuremangel, definiert als Serumkonzentrationen < 4,4 ng/ml. Bei der Suche nach Korrelationen berücksichtigten die Forscher sowohl demografische als auch medizinische Faktoren wie die Einnahme von Folsäuresupplementen, Typ-2-Diabetes und Vitamin-B12-Mangel. Nach ihren Berechnungen betrug in der Folsäuremangelgruppe die Inzidenz für eine Demenz 7,96 pro 10.000 Personenjahren, die für sämtliche Todesfälle wurde auf 19,2 geschätzt. Für die Kohorte ohne Folsäuremangel war die Inzidenz jeweils deutlich geringer (4,24 bzw. 5,36 pro 10.000 Personenjahre). Daraus ergab sich für Menschen mit Folsäuremangel ein um das 1,68-Fache erhöhtes Demenzrisiko, das Sterberisiko war um das 2,98-Fache erhöht.
Umgekehrte Kausalität nicht ausgeschlossen
Eine moderate bis leichte Korrelation in die andere Richtung kann den Autoren zufolge jedoch nicht ausgeschlossen werden. D.h., dass die Demenz womöglich nicht Folge, sondern Ursache des Folsäuremangels war. In jedem Fall könne der Folsäurespiegel aber als Biomarker für Demenzerkrankungen fungieren, so die Experten.
Quelle: Rotstein A et al. EBMH 2022; DOI: 10.1136/ebmental-2021-300309