Demenz Frühe Multimorbidität erhöht das Risiko
Bekannt ist, dass Demenz im Alter häufig mit einer Reihe weiterer Erkrankungen einhergeht. Doch war bislang nicht klar, ob umgekehrt Multimorbidität in jüngeren Jahren ein Vorbote für den späteren geistigen Verfall sein kann. Dieser Frage sind Dr. Céline Ben Hassen von der Université de Paris und Kollegen nachgegangen.
Für ihre Auswertungen nutzten sie die Daten von 10.095 Personen, die im Alter zwischen 35 und 55 Jahren in den 1980er Jahren Eingang in die prospektive Whitehall-II-Studie gefunden hatten. Mehr als drei Jahrzehnte später zogen die Forscher folgende Bilanz: 6,6 % der Teilnehmer waren bereits mit 55 Jahren multimorbid, im Alter von 70 Jahren lag die Rate bei 31,7 %. Als multimorbid galt, wer an mindestens zwei chronischen Erkrankungen litt, darunter Bluthochdruck, Diabetes und Depression. 639 Studienteilnehmer hatten nach median 31,7 Jahren Follow-up eine Demenz entwickelt.
Wie sich zeigte, prädestinierte ein früher Einstieg in die Chronikerkarriere für einen kognitiven Abbau: So war Multimorbidität im Alter von 55 Jahren mit einem deutlich erhöhten Demenzrisiko behaftet (Hazard Ratio 2,46).
Anzahl der Erkrankungen ebenfalls relevant
Die Assoziation wurde bis zum Alter von 70 Jahren alle fünf Jahre um 18 % schwächer. Zusätzlich trieb auch die Anzahl der Erkrankungen das Demenzrisiko in die Höhe. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass angesichts steigender Multimorbiditätsraten in der jüngeren Generation bereits bei Diagnose einer ersten chronischen Erkrankung Präventionsmaßnahmen ergriffen werden sollten.
Quelle: Ben Hassen C et al. BMJ 2022; DOI: 10.1136/bmj-2021-068005