Arrhythmieprävention bei Typ-2-Diabetes Mikroangiopathie gewinnt als Prognosefaktor an Bedeutung

Autor: Dr. Susanne Meinrenken

Die Retinopathie – 
hier bei einem Patienten mit Diabetes – ist als Manifestation einer 
mikrovaskulären ­Erkrankung zu werten. Die Retinopathie – hier bei einem Patienten mit Diabetes – ist als Manifestation einer mikrovaskulären ­Erkrankung zu werten. © Science Photo Library / Parker, Paul

Menschen mit Typ-2-Diabetes sind einem höheren Risiko für Rhythmusstörungen ausgesetzt. Mikrovaskuläre Erkrankungen tragen zusätzlich zu diesem Risiko bei. Doch es gibt effektive Maßnahmen, mit denen man diesen Faktor deutlich entschärfen kann.

Arrhythmien, insbesondere Vorhofflimmern, treten bei Menschen mit Typ-2-Diabetes um etwa 28 % häufiger auf als bei Personen ohne Diabetes mellitus. Einen Zusammenhang zwischen mikrovaskulärer Erkrankung bei Menschen mit Diabetis und kardiovaskulären Komplikationen hatte ein Team um Prof. Dr. Guo-Chong Chen von der Soochow University in Suzhou bereits gezeigt. In einer prospektiven Studie mit 25.632 Diabetikern untersuchte es nun die Assoziation zwischen Mikroangiopathie und Arrhythmien bei Diabetes noch genauer und schloss dabei neben Vorhofflimmern auch eine Bradykardie oder ventrikuläre Arrhythmie ein. Es wurde zudem geprüft, ob sich das Vorliegen solcher Gefäßerkrankungen als Prognosefaktor für Rhythmusstörungen eignet und inwieweit eine gute Kontrolle der Risikofaktoren präventiv wirkt.

Zu Beginn der Studie litt keiner der Studienteilnehmenden an einer Arrhythmie. Im Verlauf von gut zwölf Jahren entwickelten sich Rhythmusstörungen bei 11,8 % derjenigen ohne eine mikrovaskuläre Erkrankung. Demgegenüber standen 20,1 % der Menschen mit Diabetes, die an einer Retinopathie, peripheren Neuropathie oder chronischen Niereninsuffizienz als Hinweis auf eine Mikroangiopathie litten. Das Risiko für eine Arrhythmie stieg somit um 48 % bei den Diabetikern, die eine der genannten Gefäßerkrankungen aufwiesen. Integrierten die Autoren die Mikroangiopathie, ließ sich das Auftreten einer Arrhythmie zudem noch genauer vorhersagen.

Effektive Prävention reduziert Arrhythmierisiko deutlich

Die Studienergebnisse eröffneten auch ein praxisrelevantes präventives Potenzial. Trotz vorhandener Mikroangiopathie entwickelten Studienteilnehmende deutlich seltener Herzrhythmusstörungen, wenn die kardialen Risikofaktoren im Normbereich lagen. Zu den Risikofaktoren zählten: ein BMI von ≥ 25 kg/m2, Rauchen, ein systolischer Blutdruck von > 140 mmHg und HbA1c-Werte ≥ 8 %. So ließ sich das Arrhythmierisiko durch günstige Werte in Bezug auf einen oder mehrere der vier Faktoren zunehmend senken. Wer alle vier Parameter optimal unter Kontrolle hatte, unterlag trotz Mikroangiopathie keinem höheren Risiko als ein gefäßgesunder Diabetiker.

Es gelte also, so heißt es in einem Editorial zu dieser Studie, Ressourcen zu bündeln, um diese Risikofaktoren bei Menschen mit Diabetes besser zu adressieren – vor allem bei denjenigen mit Erkrankungen der kleinen Gefäße. Zudem eröffne die Bewertung der Mikroangiopathie als weiterer Risikofaktor für Arrhythmien bei Diabetes neue Möglichkeiten, die Pathophysiologie von Rhythmusstörungen auch hinsichtlich zukünftiger Therapieoptionen genauer zu erforschen.

Quellen:
1. Chen GC et al. Heart 2024; DOI: 10.1136/heartjnl-2023-323527
2. Gallagher C et al. Heart 2024; DOI: 10.1136/h eartjnl-2 023-323527