Minimalinvasive Prostataresektion mit Folgen
Wenn bei der Transurethralen Resektion der Prostata (TURP) alles klappt, ist der Eingriff ein Erfolgserlebnis für Patient und Arzt: Weil die Obstruktion beseitigt ist, spürt der Patient sofort eine deutliche und anhaltende Besserung.
Doch leider läuft nicht immer alles wunschgemäß – die TURP-Morbidität liegt bei etwa 15 %. Dank technischer Verbesserungen wurde die TURP trotz des gestiegenen Patientenalters immer sicherer. Die Mortalität sank in den letzten Jahrzehnten von 2,5 % auf heute 0,1 bis 0,3 %.
Die Morbidität wird mit 11 bis 18 % angegeben, berichten Professor Dr. Herbert Leyh und Mitarbeiter von der Abteilung für Urologie am Klinikum Garmisch-Partenkirchen. Folgende Faktoren erhöhen die Morbidität bei der transurethralen Resektion: Resektionszeit > 1 Stunde, Resektatgewicht > 50g und Patientenalter > 80 Jahre. Eine große Prostata (> 100 cm3) sollte nur von einem erfahrenen Operateur behandelt werden, betont der Urologe.
Zu den häufigen perioperativen TURP-Komplikationen zählt die Einschwemmung von Spülflüssigkeit in den Kreislauf. Die Menge korreliert mit der Operationsdauer, dem Resektatgewicht und dem Blutverlust. Schon bei einer weitgehend unkomplizierten TURP können etwa 500 bis 1000 ml Spülflüssigkeit absorbiert werden.
Kreislaufprobleme durch Spülflüssigkeit
Hinweise auf eine vermehrte Einschwemmung geben beispielsweise Unruhe, Gähnen, Frösteln und eine periphere Zyanose. Ein plötzlicher Blutdruckanstieg infolge der Volumenüberlastung kann in eine Kreislaufdepression mit allen Anzeichen eines Schocks übergehen.
Eine begleitende Hyponatriämie einschließlich der schwersten Ausprägung (TUR-Syndrom) tritt nur bei der monopolaren Resektion auf, da beim bipolaren Verfahren mit Kochsalzlösung gespült wird. Das TUR-Syndrom geht mit Verwirrtheit, Sehstörungen, Übelkeit, Erbrechen, akutem Nierenversagen sowie mit Lungen- und Hirnödem einher.
Die Behandlung erfolgt durch Diuretika und Elektrolytkorrektur. Bei einer TURP kommt es außerdem nicht selten zu starken Blutungen, die in etwa 1 % der Fälle mit Transfusionen behandelt werden müssen.
Postoperative Infektion vermeiden
Zur Hämorrhagieprophylaxe sollte sich der Patient auch nach der stationären Entlassung für etwa zwei Wochen schonen. Das bedeutet: Keine schwere körperliche Anstrengung, kein Radfahren oder Reitsport, weder Saunabesuche noch heiße Bäder. Außerdem sollte der Stuhlgang mit Laxanzien reguliert werden, um starkes Pressen zu vermeiden.
Verletzungen im Rahmen einer TURP können Blasenwand und Ureterostien betreffen. Auch infektiöse Komplikationen wie Dysurie, Harnwegsinfekt oder Epididymitis werden beobachtet. Eine perioperative Antibiotikaprophylaxe trägt dazu bei, eine Keimstreuung zu verhindern, sie ist vor allem für Patienten mit Endoprothesen oder künstlichen Herzklappen Pflicht.
Eine seltene, aber gravierende Spätkomplikation nach TURP stellt die Belastungsinkontinenz dar, bedingt durch eine Verletzung des Sphincter externus. Davon abzugrenzen ist die Urge-Inkontinenz, die bei vielen Männern in der ersten Zeit nach einer TURP vorübergehend auftritt, weil das Wundgebiet noch nicht abgeheilt ist oder ein Harnwegsinfekt vorliegt.
Postoperative Harnröhrenstrikturen entstehen meist als Folge einer Schleimhautverletzung, wobei ein atraumatisches Vorgehen die Inzidenz deutlich senken kann. Bei einer größeren Perforation sollte die Urethra mit einem Katheter geschient werden.
Erektile Dysfunktion bei Nervenverletzung
Eine weitere Spätkomplikation, die narbige Blasenhalsstenose, entsteht vor allem bei der Resektion kleiner Adenome und vorbestehender Prostatitis. Zur Erweiterung des Blasenhalses empfehlen die Urologen eine Kerbung des Sphincter-internus-Bereichs.
Die retrograde Ejakulation nach TURP stellt eine fast unvermeidbare Folge des Eingriffs dar. Sie ist auf den fehlenden Verschluss des Blasenhalses aufgrund der gut ausresezierten Prostataloge zurückzuführen, schreibt Prof. Leyh.
Eine erektile Dysfunktion kann durch eine thermische Schädigung der Nn. erigentes in Kapselnähe bedingt sein. Allerdings wird die verschlechterte Potenz von manchen Patienten auch nur mit der Operation in Verbindung gebracht, obwohl die Kausalität fraglich ist.
Quelle: Herbert Leyh et al., Urologe 2014; 53: 699-705