Mit Bakterien gegen Colitis ulcerosa?

Autor: Dr. Daniela Erhard

Eine widersprüchliche Datenlage dämpft  die Erwartungen an Probiotika. Eine widersprüchliche Datenlage dämpft die Erwartungen an Probiotika. © iStock/Dr_Microbe

Als Alternative zur Standardmedikation mit Mesalazin oder Immunsuppressiva setzen einige Colitis-Patienten auf Probiotika. Dass diese eine Remission allerdings beschleunigen, muss bezweifelt werden.

Ein substanzieller Anteil an Patienten mit Colitis ulcerosa (CU) erreicht unter gängigen Medikamenten wie Mesalazin (5-ASA) oder Immunsuppressiva keine anhaltende Remission. Sie setzen ihre Hoffnungen dann häufig auf Alternativen, etwa Probiotika.

Forschern von der University of Central Lancashire im britischen Preston zufolge ist bislang allerdings nicht geklärt, inwiefern Probiotika bei Colitis ulcerosa wirksam sind. Für zwei Cochrane-Reviews haben die Wissenschaftler untersucht, ob die Bakteriencocktails zur Remission und deren Erhalt beitragen können. Unter Probiotika war eine Remission im Vergleich zu Placebo um 27 % wahrscheinlicher.1 Auch die Symptomatik der Betroffenen besserten die probiotischen Präparate in größerem Maße. Nebenwirkungen traten in beiden Gruppen ähnlich häufig auf. Diese waren meist leicht.

Verglichen mit 5-ASA schnitten Probiotika hinsichtlich Remissionsinduktion etwas schlechter ab. Die Kombi mit 5-ASA wirkte aber um rund ein Fünftel besser als der Wirkstoff allein. Da die Ergebnisse nur auf insgesamt 14 Studien mit überwiegend schwacher Qualität basieren, sind diese Ergebnisse aus Autorensicht nicht belastbar.

Aus dem gleichen Grund ist unklar, ob sich mit Probiotika eine einmal erreichte Remission aufrechterhalten lässt.2 Zur Prüfung dieser Frage konnten die Forscher auf zwölf Studien zurückgreifen.

In der Erhaltungstherapie gegenüber Placebo überlegen

Tatsächlich kam es im Placebovergleich um 13 % seltener zum Wiederaufflammen der Entzündung. Gegenüber Mesalazin zeigten sich die bakteriellen Präparate praktisch gleichwertig, in Kombination mit dem Wirkstoff waren die Ergebnisse widersprüchlich. Während zwei Arbeiten in Summe auf einen rund 11 % höheren Anteil an Rückfällen kamen, blieben in einer anderen 5 % mehr in Remission als unter 5-ASA allein.

Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich nach Ansicht der Wissenschaftler nicht abschließend beurteilen, welchen Effekt Probiotika in der Behandlung der CU haben. Dafür seien weitere Studien nötig.

Quellen:
1. Kaur L et al. Cochrane Database Syst Rev 2020; 3: CD005573; DOI: 10.1002/14651858.CD005573.pub3
2. Iheozor-Ejiofor Z et al. A.a.O.: CD007443; DOI: 10.1002/14651858.CD007443.pub3