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Aus dem Urlaub auf Intensiv Mit einer Plasmodieninfektion ist nicht zu spaßen

Nach drei Wochen Urlaub in Nigeria hatte eine Frau eine veritable Plasmodieninfektion im Reisegepäck. Ein Fall von komplizierter Malaria zeigt, wie wichtig dann die präzise Diagnostik ist.
Eine 50-Jährige hatte Verwandte und Freunde in Nigeria besucht. Schon während ihres dreiwöchigen Aufenthalts in dem westafrikanischen Land hatte sie unter Fieberschüben, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Durchfall und krampfartigen Bauchschmerzen gelitten. Die gastrointestinalen Probleme führte die Frau zunächst auf die ungewohnte Ernährung und die Hitze am Urlaubsort zurück, suchte dann aber doch eine reise- und tropenmedizinische ambulante Sprechstunde auf. Dort gab ein positiver Malariaschnelltest den ersten Hinweis auf die tatsächliche Ursache der Symptome. Die Patientin hatte weder eine medikamentöse Malariaprophylaxe durchgeführt, noch war eine effektive Expositionsprophylaxe mit Mückennetzen efolgt.
Bei Aufnahme in die Klinik fielen der reduzierte Allgemeinzustand, Hypotonie und Tachykardie auf, dazu deutliche Zeichen von Dehydratation sowie subfebrile Temperaturen, berichtet eine Autorengruppe um Dr.Lorenz Wolf vom Bundeswehrkrankenhaus in Berlin. Das Ergebnis eines immunchromatografischen Schnelltests war erneut positv. In der Parasitenmikroskopie zeigte sich eine massive Parasitämie mit Plasmodium falciparum. Rund 15 % der Erythrozyten waren befallen. Es handelte sich also um eine komplizierte, potenziell lebensbedrohliche Malaria tropica.
Da jederzeit eine Verschlechterung zu erwarten war, erfolgte die Verlegung auf die Intensivstation. Dort wurde das Flüssigkeitsdefizit korrigiert und der Kreislauf durch Katecholamine stabilisiert. Unter antiparasitärer Therapie– zunächst mit Artemether/Lumefantrin, später mit Artesunat– besserte sich die Parasitämie innerhalb von zwei Tagen deutlich. Aufgrund einer symptomatischen Anämie wurden Erythrozytenkonzentrate gegeben, was den Kreislauf soweit stabilisierte, dass die Patientin zurück auf die internistische Normalstation konnte. Bei weiter unkompliziertem Verlauf wurde sie am sechsten Tag in die ambulante Weiterbetreuung entlassen.
Nigeria ist das Land, aus dem der größte Anteil aller weltweit registrierten Fälle von Malaria stammt, erläutert das Autorenteam. In Deutschland diagnostiziert man pro Jahr etwa 800 dieser Infektionen, fast alle bei Reiserückkehrern aus Afrika. Bei unklarem Fieber, das innerhalb von sieben Tagen nach Einreise in ein Endemiegebiet bis mindestens vier Monate nach Rückkehr auftritt, muss eine Malaria ausgeschlossen werden, erinnern Dr. Wolf und sein Team. P.vivax und P.ovale können persistierende Parasitenformen entwickeln, sodass es auch Jahre später noch zur symptomatischen Malaria kommen kann.
Die klassische Fiebersymptomatik ist nicht essenziell für die Diagnose. Eine Plasmodieninfektion kann sich vor allem initial auch durch gastrointestinale Beschwerden oder einen reduzierten Allgemeinzustand äußern. Lebensbedrohliche Verläufe sind vor allem bei Malaria tropica, die durch P. falciparum hervorgerufen werden, möglich. Von komplizierter Malaria spricht man, wenn es Hinweise auf ein Organversagen gibt oder wenn die Parasitämie 5 % überschreitet.
Ein negatives Ergebnis im Malariaschnelltest schließt eine Malaria nicht zuverlässig aus, betonen Dr. Wolf et al. Vielmehr ist stets eine mikroskopische Blutuntersuchung erforderlich.
Quelle: Wolf L et al. Wehrmedizinische Monatsschrift 2024; 433-439; doi: 10.48701/opus4-358 © Beta Verlag & Marketinggesellschaft mbH, Bonn