Schlaganfall Mobile Stroke Unit besser als stationäre
Bei akutem ischämischem Schlaganfall sollte so schnell wie möglich eine intravenöse Thrombolyse bzw. eine mechanische Thrombektomie erfolgen. Und auch wenn die Zeiten bis zur Intervention in den letzten Jahren stark verkürzt werden konnten, bleibt für weitere Verbesserungen Luft nach oben. Daher scheint die Idee sinnvoll, bei entsprechendem Verdacht nicht einen Standard-Rettungswagen loszuschicken, sondern spezielle mobile Stroke Units. Diese Einheiten haben eine CT plus Labordiagnostik an Bord und können auf neurologische Spezialisten zurückgreifen.
Was diese mobilen Einheiten in der Praxis bringen, haben Dr. Guillaume Turc von der Neurologie an der Groupe Hospitalier Universitaire Paris Psychiatrie & Neurosciences und Kollegen untersucht. Dazu durchforsteten sie die seit 1960 veröffentlichte Literatur. In ihre Metaanalyse schlossen sie 14 kontrollierte Studien ein, die die Outcomes von Patienten mit Verdacht auf akuten Insult nach Versorgungsbeginn in den mobilen Einheiten mit denen nach Standardbehandlung verglichen hatten.
Dabei fanden sie heraus, dass Patienten, die mithilfe der mobilen Stroke Units versorgt worden waren, nach 90 Tagen wesentlich öfter keine oder nur minimale Symptome aufwiesen, die ihren Alltag nicht weiter störten (Punktwert auf der modifizierten Rankin-Skala 0 oder 1): Die Chancen dafür lagen um fast zwei Drittel höher. Grund dafür könnte die schneller erfolgte intravenöse Thrombolyse sein, die im Schnitt eine gute halbe Stunde früher begann als in der Kontrollgruppe. Und die Chance, innerhalb von einer Stunde nach Symptombeginn eine Lyse zu erhalten, stieg um mehr als das Siebenfache.
Eine ähnliche Zeitersparnis bis zu einer mechanischen Thrombektomie konnten die Wissenschaftler aus den Daten zwar nicht grundsätzlich ablesen, allerdings waren sich die Einzelstudien nicht einig: Manche sprachen für einen positiven Effekt, andere fanden das Gegenteil.
Sicherheitsbedenken wegen der mobilen Behandlung ergaben sich nicht. Weder erlitten mehr derart Versorgte Hirnblutungen noch waren nach drei Monaten mehr Kranke gestorben. Nach sieben Tagen war die Sterblichkeit von lysierten Studienteilnehmern, die in einer solchen Einheit betreut worden waren, sogar im Vergleich zu Kranken nach üblichem Vorgehen mehr als halbiert.
Quelle: Turc G et al. JAMA Neurol 2022; DOI: 10.1001/jamaneurol.2021.5321