Defibrillatoren Moderne subkutane Geräte besonders für jüngere Sportler geeignet
Implantierbare kardiale Defibrillatoren (ICD) sind aus der Primär- und Sekundärprävention bei Patienten, die ein hohes Risiko für einen plötzlichen Herztod tragen, kaum mehr wegzudenken. Bei transvenösen ICD (TV-ICD) wird eine Elektrode über das Venensystem in die rechte Herzkammer eingeführt, um ventrikuläre Arrhythmien zu erkennen und zu behandeln. Die Technologie ermöglicht eine Normalisierung des Herzrhythmus – sowohl bei Bradykardie als auch bei Tachykardie.
Ein Nachteil der TV-ICD sind jedoch potenzielle Komplikationen, die insbesondere im Rahmen von intensiver körperlicher Aktivität auftreten können. Hierzu zählen lokale Taschen-, Wund- oder Systeminfektionen, Komplikationen im Zusammenhang mit dem Gefäßzugang (z.B. Pneumothorax), venöse Thrombose, Ablösung sowie Fehlfunktion oder Perforation der Elektroden.
Bei Patienten mit Venenanomalien oder anatomisch schmalem Thoraxausgang (z.B. häufig bei Kraftsportlern mit Brusttraining) kann bereits die Platzierung der transvenösen Elektroden problematisch sein. Darüber hinaus besteht ein erhöhtes Risiko für eine hämodynamisch relevante Trikuspidalklappeninsuffizienz sowie für eine Elektrodenfraktur, die bei körperlich aktiven Menschen signifikant häufiger auftritt. Weiterhin ist eine transvenöse Elektrodenextraktion – sofern erforderlich – mit erheblicher Morbidität und Mortalität assoziiert.
Die vier „D“ für Sportler
Die European Association of Preventive Cardiology empfiehlt ICD-Trägern, Folgendes zu beherzigen:
Danger: Neben Situationen, die für den ICD-Träger selbst gefährlich werden können, sollte er auch Aktivitäten meiden, die potenziell andere Menschen in Gefahr bringen (z.B. Motorsport, Tauchen, Klettern).
Disease: Bei der Entscheidung, ob eine sportliche Betätigung ausgeübt werden kann, spielen auch krankheitsspezifische Aspekte eine Rolle. So sollte sich die Grunderkrankung nicht durch die körperliche Aktivität verschlechtern.
Device: Bei Kontaktsportarten wie Fuß-, Hand- oder Basketball sollte der Defibrillator, beispielsweise durch eine Polsterung, geschützt werden. Kampfsportarten wie Martial Arts oder Boxen sollten Betroffene gar nicht ausüben.
Dysrhythmias: Um unangemessene Schocks zu vermeiden, sollte der ICD-Programmierung große Sorgfalt beigemessen werden.
Als Alternative zu TV-ICD-Systemen stehen in Europa seit 2009 subkutane ICD-Systeme (S-ICD) zur Verfügung. Diese bestehen aus einem Impulsgenerator mit Titangehäuse, der im linken Thoraxbereich implantiert wird. Dabei findet die Gerätetasche ihren Platz im fünften Interkostalraum zwischen der mittleren und der vorderen Axillarlinie, die subkutan implantierte Elektrode etwa 1–2 cm links von der Sternum-Mittellinie (siehe Abb.). Um eine angemessene Funktion des S-ICD-Systems zu gewährleisten und das Risiko unangemessener Schocks zu verringern, ist vor der Implantation ein EKG-Screening obligatorisch.
Subkutane Modelle genauso effektiv wie herkömmliche
Die klinische Wirksamkeit von S-ICD-Systemen wurde in mehreren Beobachtungsstudien nachgewiesen. Weiterhin belegen die Ergebnisse eines randomisierten Vergleichs von S-ICD mit TV-ICD, dass die S-ICD-Systeme der neuen Generation eine vergleichbar wirksame Alternative für Patienten mit langfristigem Defibrillationsbedarf darstellen. Dies betrifft in erster Linie Patienten, bei denen keine antibradykarde Stimulation oder kardiale Resynchronisationstherapie erforderlich sind.
Im Vergleich zu herkömmlichen transvenösen Elektroden sind subkutane Elektroden weniger empfindlich gegenüber Umwelteinflüssen wie beispielsweise Bewegungen bei körperlicher Betätigung. Entsprechend wurden in randomisierten Studien signifikant weniger Elektrodenkomplikationen als bei TV-ICD festgestellt. Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung der Systeme, die Implementierung eines sorgfältigen EKG-Screenings und die größere Erfahrung bei der Anwendung konnte außerdem die Rate unangemessener Schocks deutlich unter die der TV-ICD gesenkt werden.
Quelle: Dahm JB, Hansen C. Dtsch Z Sportmed 2022; 73: 81-86; DOI: 10.5960/dzsm.2021.522