Sepsis Monozytenverteilungsbreite kann ins Routinelabor integriert werden
In diesem Zusammenhang hat die sogenannte Monozytenverteilungsbreite (monocyte distribution width; MDW) ein großes Potenzial, schreiben Dr. Alexandra Malinovska von der Johns Hopkins Universität in Baltimore und Kollegen. Zur additiven Sepsisdiagnostik in der Notfallmedizin erhielt dieser relativ neue Biomarker deshalb in den USA bereits 2019 eine Zulassung.
Die MDW spiegelt die zytomorphologischen Veränderungen wider, die im Zuge der infektionsbedingten Aktivierung peripherer Monozyten auftreten. Etablierte Sepsisbiomarker wie Procalcitonin, C-reaktives Protein oder Interleukin-6 müssen gezielt im Labor angefordert werden und kommen in der Regel erst bei einem klinischen Sepsisverdacht zum Einsatz. Die MDW kann dagegen in das Routinedifferenzialblutbild integriert werden. Damit erlaubt der Parameter ein Screening klinisch (noch) unauffälliger Patienten und ermöglicht – wenn erforderlich – das frühzeitige Einleiten einer antimikrobiellen Therapie. Wie sich die MDW bei der Diagnose der Sepsis und anderer Infektionen in unterschiedlichen klinischen Situationen schlägt, analysierten die Forscher anhand von 28 Studien.
Probenröhren beeinflusst diagnostische Genauigkeit
Eine gute Leistungsfähigkeit bescheinigen die Forscher der MDW im Hinblick auf die Sepsis- und COVID-19-Diagnose. Dabei spielt es aber offenbar eine Rolle, welcher Referenzwert und welcher Typ Probenröhrchen – K2- oder K3-EDTA-Antikoagulation – verwendet werden, berichten sie.
Bei anderen Infektionen war die diagnostische Genauigkeit von MDW sehr variabel und mit Ausnahme von Influenza und aktiver Lungentuberkulose niedriger als bei Sepsis und COVID-19. Insgesamt halten die Autoren die MDW für ein wertvolles, aber nicht perfektes Screeninginstrument: Sie sollte ihrer Ansicht nach immer im klinischen Kontext, insbesondere zusammen mit Vitalparametern und anderen Laborwerten, beurteilt werden.
Quelle: Malinovska A et al. Chest 2023; DOI: 10.1016/j.chest.2022.12.049