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Mouth Taping bei Schlafapnoe Mund zukleben und besser schlafen?

Verschiedenen Untersuchungen zufolge ist die Mundatmung assoziiert mit einer verstärkten obstruktiven Schlafapnoe, einem erhöhten Atemwegswiderstand und Kollapsneigung des Pharynx. So ergab sich in den letzten Jahren das stark verbreitete Konzept, durch «Mouth Taping» beim Schlafen die Atmung verbessern zu können. Wie das Verschliessen des Mundes den Atemfluss beeinflusst, hat ein Team um Dr. Hyungchae Yang vom Medical School and Chonnam National University Hospital, Gwangju, untersucht.1 Dazu wurden 54 Betroffene mit obstruktiver Schlafapnoe unter pharmakologisch induziertem Schlaf endoskopiert. Die überwiegend männlichen Teilnehmer waren durchschnittlich 55 Jahre alt, deutlich übergewichtig und wiesen im Mittel einen Apnoe-Hypopnoe-Index von 26,9 auf. Anhand des gemessenen oralen Luftflusses liessen sich drei Gruppen einteilen. Dieser lag in Gruppe 1 bei < 0,05 l/min, in der zweiten Gruppe bei 0,05–2,2 l/min
und in Gruppe 3 bei > 2,2 l/min.
Atemfluss erhöhte sich durch Schliessen des Mundes
Während der Endoskopie wurde bei allen Patienten der Mund durch manuelles Anheben des Kinns vorübergehend geschlossen. Der Effekt zeigte sich rasch: Insgesamt erhöhte sich der inspiratorische Atemfluss um etwa 25 %, allerdings fielen die Veränderungen je nach Ausgangssituation sehr unterschiedlich aus.Kaum ein Effekt auf den Luftfluss zeigte sich bei den zehn Patienten, die kaum durch den Mund atmeten. Anders sah es bei den 32 Betroffenen aus, die im Schlaf mässig stark Luft holten (Gruppe 2): Sie profitierten tatsächlich deutlich vom Verschliessen des Mundes. Bei ihnen erhöhte sich der Atemfluss um etwa 2 l/min. Auch bei einem Kollaps des lateralen Oropharnyx verbesserte die Verhinderung der Mundatmung den Einatemfluss.
Bei starker Mundatmung (Gruppe 3) war das Verschliessen des Mundes allerdings kontraproduktiv. Der Luftfluss reduzierte sich deutlich um 1,9 l/min. Diese Betroffenen wiesen eine Obstruktion des Nasopharynx, also eine anatomisch eingeschränkte Nasenatmung, auf. Den Mund manuell zu verschliessen verspricht also, bei obstruktiver Schlafapnoe grundsätzlich effektiv zu sein, um einen verlegten Oropharynx zu öffnen. Allerdings sollte der Einsatz dieses Manövers immer individuell abgewogen werden. Schliesslich sind diejenigen, die stark durch den Mund Luft holen, auch auf genau diese Art der Atmung angewiesen. So warnen zwei US-amerikanische HNO-Experten in einem begleitenden Kommentar vor der Gefahr, das «Mouth Taping» als allgemeingültiges Konzept für alle Betroffenen zu empfehlen.
Quellen:
1. Yang H et al.JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2024; doi: 10.1001/jamaoto.2024.3319
2. Chadwick JW, Huang AT.JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2024;doi: 10.1001/jamaoto.2024.2564